London - Die Ankündigung, erstmals mit Fernsehspots für Abtreibungskliniken zu werben, hat in Großbritannien eine kontroverse Debatte ausgelöst. Die Werbung biete ungewollt schwangeren Frauen Rat und wertvolle Informationen, erklärte das Unternehmen "Marie Stopes International (MSI)", das landesweit acht Kliniken betreibt, am Donnerstag in London.

Notfall-Hotline eingeblendet

Der Spot soll von Montag an bis Ende Juni im Fernsehsender Channel 4 ausgestrahlt werden. In dem Clip ist eine junge Frau zu sehen, der mit Bezug auf ihre Periode die Frage gestellt wird "Bist Du spät dran?". Daraufhin wird die Notfall-Hotline der Organisation eingeblendet.

Abtreibung dürfe kein "Massenphänomen" werden

Mehrere GegnerInnen kritisierten die Werbekampagne und kündigten an, rechtliche Schritte zu prüfen. "Es ist grotesk, Abtreibungs-Anbietern zu erlauben, im Fernsehen Werbung zu machen - als ob sie nichts anderes wären als Autofirmen oder Waschmittel-Hersteller", sagte eine Sprecherin der Organisation "LIFE". "Indem sie den Leuten weismachen, Abtreibung sei einfach eine weitere Verbraucherwahl, trivialisieren sie das menschliche Leben." Abtreibung müsse begrenzt bleiben auf besonders schwere Fälle und dürfe nicht zum Massenphänomen werden.

350.000 Notfall-Anrufe

Allein im vergangenen Jahr gingen bei der rund um die Uhr besetzten Hotline auch ohne Werbung 350.000 Anrufe ein, wie Unternehmenschefin Dana Hovig erklärte. Es gebe "tausende Frauen, die sich Informationen über Gesundheit und Sexualität wünschen und sie brauchen".

"Wichtiger Fortschritt"

Die Organisation Abortion Rights, die sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt, begrüßte den Werbespot hingegen. Dies sei "ein wichtiger Fortschritt" für die Unterstützung von Frauen, erklärte Kampagnen-Koordinatorin Darinka Aleksic.

2008 wurden in England und Wales mehr als 195.000 Abtreibungen vorgenommen, gut 90 Prozent davon wurden vom Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) bezahlt. Großbritannien hat europaweit mit die höchsten Raten an Schwangerschaften bei Minderjährigen sowie an Abtreibungen bei Teenagern. (APA/Ag.)