Bild nicht mehr verfügbar.

Außenansicht der Linzer Tabakfabrik

Foto: APA/BARBARA GINDL

Linz - Das Team des Ars Electronica Festivals bezieht aktuell Quartier in der ehemaligen Linzer Tabakfabrik. Von 2. bis 7. September werden sich voraussichtlich Besucher aus aller Welt dort tummeln und möglicherweise sogar übernachten können. Bis zum Herbst sollen sich die riesigen Hallen mit digitalem und realem Leben füllen - eine große Herausforderung angesichts von 80.000 Quadratmetern Nutzfläche. Zum Vergleich: Das Museumsquartier in Wien misst 60.000 Quadratmeter.

Die stillgelegte Tabakfabrik, von Einheimischen liebevoll "Tschickbude" genannt, stammt aus den 1930er Jahren und zählt zu den bedeutendsten Beispielen der Industriearchitektur in Österreich. Sie ist der letzte große Fabriksbau des deutschen Design-Vorreiters Peter Behrens, der sie gemeinsam mit seinem ehemaligen Schüler Alexander Popp plante.

Der sechsgeschoßige, 227 Meter lange und 16,5 Meter breite Haupttrakt für die Zigarettenproduktion wird von einem rund 3.000 Tonnen schweren Stahlgerippe getragen und folgt dem geschwungenen Umriss des Grundstücks. Architektonisch besticht der Bau durch klare Formen, vor allem die fließenden Linien aus blau-grünen Fenster- und weißen Mauerbändern prägen den Gesamteindruck. Die dazugehörige Pfeifentabakfabrik an der Donaulände ist niedriger, passt sich in der Gestaltung aber dem Hauptgebäude an. 1982 entstand ein weiterer Komplex, der Verwaltung, Lager und Verpackung beherbergte.

Ende 2007 wurde die Tabakfabrik geschlossen. 300 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Mittlerweile ist der derzeit ungenutzte Bau im Eigentum der Stadt, eine eigene Entwicklungs-und Betriebsgesellschaft soll ein Konzept für die künftige Bestimmung des denkmalgeschützten Areals erarbeiten. Die Ars Electronica hat sich quasi als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt. Das üblicherweise auf mehrere Orte verteilte Festival beschränkt sich heuer auf eine einzige - dafür umso größere - Location.

In den langen gebogenen Säulenhallen der ehemaligen Fabrik ist viel Platz für - auch im wörtlichen Sinn - große Projekte. "Cycloid-E" beispielsweise, eine bewegliche Sound-Skulptur mit fünf Metern Durchmesser, die mit der Goldenen Nica in der Sparte Digital Musics prämiert wurde, dürfte Kuratoren kleinerer Häuser graue Haare bescheren. In der Tabakfabrik ist Größe hingegen kein Problem. "Wir scannen sogar gezielt nach großen Projekten", wie der technische Leiter des Festivals Karl Julian Schmidinger sagt. Eine dauerhafte Nutzung als Kulturareal wird noch viel Aufwand fordern - gemäß dem Titel des Ars Electronica Festivals 2010: "repair". (APA)