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Das Ringelspiel der Festnahmen dreht sich immer schneller. Der 37-jährige Mikel Kabikoitz Carrera Sarobe - Codename "Ata" -, der am Donnerstag von der französischen Polizei verhaftet wurde, befand sich in Begleitung von drei weiteren Etarras, unter ihnen sein Stellvertreter innerhalb der separatistischen Terrorgruppe, Arkaitz Agirregabiria. Ihm legen die französischen Behörden den Mord an einem Polizisten unweit von Paris zur Last. Es war der siebente Schlag gegen die Eta-Führung in nur zwei Jahren. Die Verhafteten, die bewaffneten waren, kamen vermutlich von einer Sitzung der Eta-Führung. Ata war erst Ende Februar zur Spitze aufgerückt, nachdem sein Vorgänger ebenfalls verhaftet worden war.

Carrera Sarobe selbst soll an mindestens fünf Morden beteiligt gewesen sein, unter anderem an Manuel Giménez Abad, Parteiführer der konservativen spanischen "Volkspartei" in Aragón. Auch die Idee einer Serie von Bombenanschlägen auf der Urlauberinsel Mallorca im vergangenen Sommer soll von ihm stammen.

Der Hang zum radikalen Nationalismus liegt bei Carrera Sarobe in der Familie. Seine Mutter kandidierte für Eta-nahe Wahllisten. Sein Onkel wurde einst unter Franco im berühmten Prozess von Burgos als Eta-Mitglied zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Nach dem Tod des Diktators 1975 wurde Carreras Onkel amnestiert und widmete sich fortan der Politik und zog als linksnationalistischer Abgeordneter ins baskische Parlament ein.

Lange führte Carrera Sarobe ein völlig unauffälliges Leben. Er gründete 1995 einen kleinen Metallbetrieb. Ende 2003 dann verschwand Carrera Sarobe plötzlich. Zurück ließ er 200.000 Euro Schulden bei der Sozialversicherung. Die Polizei geht davon aus, dass er bereits ab 2001 einem Eta-Kommando aus Mitgliedern angehörte, die nicht abgetaucht waren. Er könnte an mehreren Morden rund um seinen Wohnort Pamplona beteiligt gewesen sein.

Spätestens nachdem er seine Firma aufgegeben hatte, schloss er sich dem Untergrund an. Wo und wie genau, ist freilich unbekannt. Erst vor knapp zwei Jahren begannen sich die Hinweise auf Ata zu häufen. Ata schloss sich damals dem harten Eta-Flügel an und bezog immer öfter Position gegen die Verhandlungsbereiten, die ihm als "Verräter" gelten. Zusammen mit anderen Wortführern soll er diejenigen aus der Eta verdrängt haben, die 2006 mit der Regierung verhandelten. (Reiner Wandler/DER STANDARD, Printausgabe, 21.5.2010)