Den Haag - Die Staatsanwaltschaft beim UNO-Kriegsverbrechertribunal für Sierra Leone will Supermodel Naomi Campbell als Zeugin im Prozess gegen den früheren liberianischen Diktator Charles Taylor vorladen. Sie wolle sie zu Rohdiamanten befragen, die Taylor ihr 1997 in Südafrika gegeben haben soll. In ihrem am Donnerstag in Den Haag vorgelegten Antrag erklärten die Ankläger, Campbell habe über ihren Anwalt mitteilen lassen, dass sie um ihre Sicherheit besorgt sei und sich nicht in den Fall verwickeln lassen wollen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Taylor vor, Waffen und Munition an Rebellen geliefert zu haben, die im Bürgerkrieg im benachbarten Sierra Leone kämpften. Dafür habe er Diamanten bekommen. Er weist dies zurück. Die Staatsanwaltschaft will auch die US-Schauspielerin Mia Farrow in der Sache in den Zeugenstand rufen. Farrow hat gesagt, Campbell habe ihr von dem Geschenk erzählt. Der Anklage zufolge hielt sich Taylor 1997 in Südafrika auf, weil er dort Diamanten, die er von Rebellen in Sierra Leone erhielt, gegen Waffen tauschen wollte. Campbell habe der ebenfalls zu dem Essen eingeladenen Schauspielerin Mia Farrow am nächsten Morgen von dem Geschenk Taylors erzählt.

Taylor wird in dem seit Jänner 2008 laufenden Prozess vor dem Sondertribunal für Sierra Leone unter anderem zur Last gelegt, den Bürgerkrieg in dem westafrikanischen Land durch Waffenlieferungen an die dortigen Rebellen der Revolutionären Einheitsfront (RUF) angeheizt zu haben. Im Gegenzug soll er Diamanten und Tropenhölzer bekommen haben. Taylor wird außerdem unter anderem des Mordes, der Vergewaltigung sowie der Rekrutierung von Kindern als Soldaten beschuldigt. Taylor soll den extrem brutal agierenden RUF-Rebellen insbesondere beim Handel mit sogenannten Blutdiamanten geholfen haben. Liberia exportierte RUF-Diamanten aus Sierra Leone im Wert von 300 Millionen Dollar. (APA/apn)