Wien - Beim diesjährigen Probelauf für die Zentralmatura an 90 Prozent der österreichischen AHS hat es eine Panne gegeben. Am Konrad-Lorenz-Gymnasium in Gänserndorf (Niederösterreich) bekamen acht Schüler bei einem Teil der Englisch-Matura falsche Fragebögen vorgelegt, bestätigt Direktorin Eva Zillinger gegenüber der APA einen Bericht der jüngsten Ausgabe der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN). Die "Listening Comprehension" wurde daraufhin abgebrochen und andere Teile der Reifeprüfung vorgezogen. Das Hörbeispiel konnte erst abgefragt werden, nachdem ein Mitarbeiter des zuständigen Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) die richtigen Fragebögen aus Wien anlieferte.

Für die 18 Schüler der betroffenen Englisch-Gruppe bedeutete der geänderte Ablauf der Englisch-Matura am 3. Mai laut Zillinger zwar zusätzlichen Stress. "Gott sei Dank gab es aber keine negativen Klausuren und keine anderen Noten als im Jahreszeugnis." Auch Beschwerden von Schülern oder Eltern seien nicht gekommen. Prinzipiell haben Schüler bei einer negativen Reifeprüfung das Recht, diese zu beeinspruchen (Schulorganisationsgesetz, §71). Nicht ordnungsgemäße Rahmenbedingungen wären prinzipiell Grund für eine Neubeurteilung, sollte der Schüler nach Meinung der Zuständigen (Direktor bzw. im weiteren Instanzenzug Landesschulrat und dann Unterrichtsministerium) dadurch tatsächlich in Bedrängnis geraten sein.

"Keine Möglichkeit, Prüfungsunterlagen nochmals zu kontrollieren"

Kritik übt die Direktorin daran, dass die Schulen "keine Möglichkeit haben, die Prüfungsunterlagen vor Ort nochmals zu kontrollieren". Bei der Zentralmatura dürfen nur die Originalfragebögen des BIFIE verwendet werden. Diese werden den Schulen zwei Wochen vor der Reifeprüfung versiegelt zugestellt und dürfen erst zur Prüfung geöffnet werden. Deshalb wurde auch erst nach Meldungen von Schülern festgestellt, dass mehrere Fragebögen eigentlich für einen anderen Prüfungstermin gedacht waren. Nach dem Abbruch der Hörverständnisübung bekam Zillinger vom BIFIE die Anweisung, die richtigen Fragebögen zu kopieren und an die acht betroffenen Schüler zu verteilen. Kurz darauf kam allerdings die Korrektur: Kopien seien bei der Reifeprüfung nicht zulässig, die Schüler mussten auf die Originale aus Wien warten.

Günter Haider ist zwar als BIFIE-Direktor "nicht für das Versenden einzelner Booklets zuständig". Er betont allerdings im Gespräch mit der APA, dass Pannen bei Hunderten von Schulen und Tausenden von Schülern, die am Zentralmatura-Probelauf teilnehmen, nicht zu vermeiden seien. "Überall, wo Menschen arbeiten, passieren Fehler", so Haider, auch wenn er "selbstverständlich weiß, dass es notwendig ist, eine perfekte Maturavorbereitung zu haben". Es sei allerdings "interessant, dass der Aufstand der Schulen so groß ist", wenn Fehler passieren. (APA)