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Im Wahlkampf ist der Koralmtunnel dem steirischen Landeshauptmann Franz Voves und Verkehrslandesrätin Kristina Ederer-Ploder besonders wichtig - obwohl er ohne Semmeringtunnel kaum Nutzen bringt.

Foto: APA/Leodolter

Graz/Wien - Die Priorität des Projekts für das hochrangige Schienennetz in Österreich lässt sich an den Spatenstechern ablesen: Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) fehlte, sie überließ den Tunnelanschlag auf steirischer Seite lokalen steirischen Größen wie Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und Verkehrslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP).

Und die strichen, wie bei Großprojekten in den Bundesländern üblich, die besondere internationale Bedeutung des mit 33 Kilometer Länge in zehn Jahren längsten Eisenbahntunnels in Österreich. Wiewohl von jeher an der international gut angebundenen Südbahn gelegen, bekommt Graz laut Edlinger-Ploder erst durch die Koralmbahn die staatstragende "Öffnung in Richtung europäischer Schienenraum" .

Dass die wirtschaftlichen Verknüpfungen zwischen Graz und Klagenfurt minimal sind und die 14 Busverbindungen zwischen den beiden Landeshauptstädten pro Tag nur von rund 560 Fahrgästen genutzt werden, stört da nicht.

ÖBB-Infrastruktur-Vorstandsdirektor Georg-Michael Vavrovsky bezeichnete den Tunnel als "Herzstück" der Koralmbahn. Einen Zeitplan für die Fertigstellung nannte er freilich nicht. Der hänge von der Evaluierung des ÖBB-Bauprogramms ab, bei der sämtliche Großprojekte auf dem Prüfstand stehen.

Da es sich "nur um ein kleines Koralm-Baulos" (2,3 Kilometer, 100 Mio. Euro) handle, stelle der zelebrierte Tunnelanschlag am Freitag auch kein Präjudiz für den Bau des 32,9 km langen und 2,3 Milliarden Euro teuren Koralmtunnel dar, heißt es im Ministerium. Der nun in Bau genommene Abschnitt. Das Vergabeverfahren für das zweite, mit 20 km längste Tunnelbaulos läuft. Es wird über den Sonderstollen Leibenfeld in 60 m Tiefe in Angriff genommen.

Die gesamte Koralmbahn ist 130 Kilometer lang, sollte 2020 fertig werden und wird offiziell auf 5,2 Milliarden Euro Gesamtkosten taxiert. Zum Vergleich: Als der Bau im August 2004 von Verkehrsminister Hubert Gorbach fixiert wurde, lagen die Kostenschätzungen noch bei 2,6 Mrd. Euro, im Sommer 2006 betrugen sie bereits 3,5 Mrd. Euro. Laut Insidern rechnet man ÖBB-intern mit weiteren kontinuierlichen Kostensteigerungen auf gut sechs Milliarden Euro, was offiziell bestritten wird. (ung, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23./24.5.2010)