Wien - Seit Juni 2009 starben in Österreich und Deutschland acht Menschen durch eine Listerien-Verunreinigung in Rohmilchkäse der steirischen Firma Prolactal. Folgend eine Chronologie des Lebensmittel-Skandals:

11. Jänner - Die steirische Landessanitätsdirektion und die Gesundheitslandesrätin erfahren durch die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), dass es die Möglichkeit eines Listerienbefalls bei den Produkten der Firma Prolactal gibt. Proben werden am 13. und 18. Jänner gezogen. Von zehn Teilproben sind sechs unter dem gesetzlichen Grenzwert befallen.

22. Jänner - Die Landessanitätsdirektion erlässt wegen Gefahr im Verzug einen mündlichen Bescheid, laut dem die Firma keine Produkte mehr in den Verkehr bringen darf. Der schriftliche Bescheid erfolgt am 25. Jänner.

23. Jänner - Prolactal startet eine Rückholaktion von 50 bis 60 Tonnen Käse. Betroffen sind unter anderem österreichische Märkte von Spar und der Rewe-Gruppe sowie deutsche Lidl-Filialen.

15. Februar - Es wird bekannt, dass 2009 zwölf Menschen in Österreich an dem im Käse gefundenen Listerien-Typus erkrankt sind. Laut Gesundheitsministerium starben vier der Betroffenen. Auch in Deutschland sind zwei Todesfälle auf den Käse zurückzuführen. 2010 können in Österreich drei von elf Erkrankungen dem Bakterien-Typus zugeordnet werden.

16. Februar - Prolactal stellt die Produktion ein, bis die Ursachen für die Verunreinigung restlos geklärt sind. Laut Gesundheitsministerium handelt es sich bei dem Listerien-Typus um einen Stamm, der noch nie zuvor eine Erkrankung bei Menschen hervorgerufen hat. Bei zwei Überprüfungen von Prolactal im Jänner und Mai 2009 wurden keine Überschreitungen von Listerien-Grenzwerten festgestellt.

17. Februar - In Deutschland werden zwei Neuerkrankungen gemeldet, die Zahl der Infizierten nimmt in den Folgetagen zu.

18. Februar - Die Grazer Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein und beauftragt die Polizei mit Erhebungen. Prolactal erneuert die Verbraucherwarnung für den rückgerufenen Käse und warnt vor einem Verzehr. Gleichzeitig beauftragt die Firma ein unabhängiges Expertenteam mit der Ursachenerforschung.

19. Februar - Auch in Österreich nimmt die Erkrankungsrate zu. Die Rede ist nun von sieben statt drei Betroffenen im Jahr 2010. Bis einschließlich 15. April steigt die Zahl der Ansteckungen mit dem Listerien-Stamm auf zwölf. Die Zahl der Infektionen im Jahr 2009 wird von zwölf auf 13 korrigiert.

24. Februar - Ein weiterer Todesfall in Österreich - der fünfte seit Ausbruch der Infektionen - wird bekannt: Ein 57-jähriger Niederösterreich erkrankte zu Weihnachten 2009 und starb zwei Tage später im Krankenhaus. Um eine großangelegte Sicherheitskontrolle durchzuführen, stoppt das Hartberger Werk von Prolactal die Auslieferung sämtlicher Produkte.

26. Februar - Auch in Deutschland ist ein weiteres, das insgesamt dritte Todesopfer zu beklagen: Die Person starb nach einem Verzehr des Käses am 11. Februar. Insgesamt kamen somit acht Menschen im In- und Ausland aufgrund der Listerien-Belastung in Prolactal-Produkten ums Leben.

28. Februar - Ein Fehler im internen Warn- und Kontrollsystem wird als Ursache für die Listerien-Kontamination vermutet. Als Überträger werden Dungkäfer angenommen, die offenbar trotz engmaschiger Fliegengitter durch ein geöffnetes Fenster ins Innere gelangt und im Herbst 2009 auffielen.

1. März - Laut AGES könnten die ersten Verunreinigungen mit Listerien bereits im Frühjahr 2009 passiert sein. Weiters heißt es, dass Dungkäfer nicht der alleinige Auslöser gewesen sein dürften.

11. März - Die steirische Arbeiterkammer (AK) kündigt ein Musterverfahren gegen Prolactal an: Zwei erkrankte Mitarbeiter haben sich an die Arbeitnehmervertretung gewandt. Laut AK liegen Fotos vor, die untermauern, dass seit Jahren abgelaufene Enzyme für die Backwarenproduktion verwendet worden sein sollen.

23. März - Gesundheitsminister Alois Stöger (S) will angesichts des Listerien-Skandals das Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG) verbessern. Dem Ministerium sollen Maßnahmen erlaubt werden, bevor durch ein amtliches Gutachten die "Gesundheitsschädlichkeit" eines Lebensmittels eindeutig festgestellt wird. Ein entsprechender Entwurf wird im Ministerrat beschlossen. Die Novelle soll vor dem Sommer in Kraft treten.

23. April - Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) fordert für 13 Geschädigte Schadenersatz, später schließt sich ein weiterer Betroffener an. Sollte eine außergerichtliche Einigung fehlschlagen, wird eine Klage angedroht.

6. Mai - Die AGES informiert, dass in einer bereits abgelaufenen Charge von "Forellen Filet geräuchert, ohne Haut" der Firma Eisvogel Listerien über dem Grenzwert festgestellt wurden und warnt vor dem Verzehr. Bis einschließlich 21. Mai treten im Zusammenhang damit keine Erkrankungen oder Todesfälle auf.

15. Mai - Die Staatsanwaltschaft Heilbronn leitet Ermittlungen gegen den Discounter Lidl in Deutschland ein. Käse soll trotz Listerien-Belastung verkauft worden sein.

21. Mai - Die Firma Prolactal wird gemeinsam mit dem Stuttgarter Verbraucherschutzministerium in Deutschland angezeigt. (APA)