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Feuerwehrmänner in den Trümmern der Central World Mall in Bangkok. Dort wurden am Freitag zehn Leichen gefunden.

Foto: Reuters/Yannis Behrakis

Bangkok - Zwei Tage nach dem gewaltsamen Ende der Straßenkämpfe in Bangkok hat Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva die Ordnung für wiederhergestellt erklärt und sein Land zur Versöhnung aufgerufen. Am Freitag traten erstmals die katastrophalen Folgen der monatelangen Proteste für Tourismus und Wirtschaft zutage. Menschenrechtler äußerten sich besorgt über das Schicksal der in Thailand inhaftierten Anführer der Oppositionellen.

"Wir haben die Ordnung in Bangkok und den Provinzen wieder hergestellt", sagte Abhisit in einer TV-Ansprache. Nun werde alles dafür getan, um schnell zur Normalität zurückzukehren. An die tief gespaltene Nation appellierte er, an dem "Versöhnungsprozess" teilzunehmen. "Wir sitzen alle im gleichen Boot", sagte er an die Adresse der roten Regierungsgegner und der verfeindeten elitetreuen Monarchieanhänger. Die Spaltung im Land sei nun eine der größten Herausforderungen, die es zu überwinden gelte. Abhisit sprach von einer der "schlimmsten Zeiten" in der thailändischen Geschichte.

Unterdessen wurden in Bangkok in dem in Brand gesteckten Einkaufszentrum Central World zehn Leichen gefunden. Das mehrstöckige Gebäude hatten frustrierte Demonstranten nach der Militäroffensive gegen die Regierungsgegner am Mittwoch angezündet. Es brannte völlig aus und stürzte teilweise ein. Die Feuerwehr machte keine Angaben, wie die Menschen ums Leben gekommen waren. Eine Leiche wurde nach Angaben der Polizei am Morgen im 4. Stock des Gebäudes gefunden. Neun Leichen wurden im Untergeschoß entdeckt. Vor dem Leichenfund hatten die Behörden die Zahl der Todesopfer der Unruhen innerhalb der vergangenen Woche mit 52 angegeben.

Die Rothemden hatten seit Mitte März erbittert gegen die Regierung protestiert und Neuwahlen gefordert. In Bangkok hielten sie über Wochen ein Geschäftsviertel besetzt, das die thailändische Armee am Mittwoch schließlich stürmte. Die Anführer der Rothemden ergaben sich daraufhin, viele wütende Regierungsgegner steckten jedoch Gebäude in Brand. Seit Beginn der Proteste wurden 86 Menschen getötet und rund 1.900 verletzt. Noch bis Sonntag gilt in Bangkok und 23 weiteren Provinzen eine Ausgangssperre.

Wie es politisch weitergeht, blieb dennoch unklar. Im Zuge von Gesprächen mit den Rothemden hatte Abhisit zunächst eingewilligt, Mitte November vorgezogene Neuwahlen abzuhalten, war davon kürzlich aber wieder abgerückt. Er kündigte jedoch am Freitag eine unabhängige Untersuchung der blutigen Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen an.

Bei den Aufräumarbeiten in Bangkok zeigten sich unterdessen die katastrophalen Folgen der langen Proteste. Allein die Brände an Gebäuden in Bangkok, darunter der Börse, richteten einen Schaden von umgerechnet knapp einer Milliarde Euro an.

Finanzminister Korn Chatikawanij sagte in Tokio, die Bilder aus Thailand hätten "katastrophale Folgen" für den Tourismus, der rund sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Auch werde es künftig schwierig, Investoren zu finden. Ein Sprecher der Außenhandelskammer sagte AFP: "Sich einen Ruf aufzubauen, dauert lange - um ihn zu zerstören, reicht eine Nacht."

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zeigte sich besorgt über das Schicksal der inhaftierten Anführer der Rothemden. Die acht Chefs, die sich jüngst den Behörden stellten, würden an unbekannten Orten festgehalten. Es sei zu befürchten, dass sie und weitere festgenommene Demonstranten Misshandlungen ausgesetzt seien. Die Betroffenen müssten unverzüglich offiziell angeklagt oder wieder auf freien Fuß gesetzt werden, forderte HRW. (APA/AFP)