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Die Sängerin von Sleater-Kinney, Corin Tucker, als eine frühe Vertreterin der Riot Grrrl Bewegung.

Foto: AP/Jaime Puebla

Der Ursprungsidee der Riot Grrrl Bewegung folgend, weibliche Musikschaffende zu fördern und ihnen Raum zu geben, entstand im Februar 2010 in Graz der "Grrrls Kulturverein". Karoline Droschl-Pieringer, Initiatorin des Vereins, erinnert sich, "dass in Diskussionen immer wieder moniert wurde, dass es spärliche Veranstaltungen mit Musikerinnen gibt". Bis in die 1980er Jahre gab es in Graz nur vereinzelt Musikerinnen. In den letzten 20 Jahren hat sich, laut Droschl-Pieringer, viel getan: Frauen greifen nicht nur immer öfter zu Musikinstrumenten, sondern gründen auch ihre eigenen Bands, schreiben eigene Lieder und Texte.

Der Vereinsgründung vorangegangen ist die Veranstaltung "Grrrls Night Out" im Dezember 2009 im Forum Stadtpark Graz - (dieStandard.at berichtete - Party: Grrrls Night out in Graz). Der Begriff "Grrrls Night Out" stellt eine Verquickung aus "Girls night out" - also ein Abend an dem Frauen gemeinsam ausgehen - und der Riot Grrrl Bewegung dar. Drei Bands, drei DJanes, drei Designerinnen und eine Raumdesignerin gestalteten diesen interdisziplinären Abend, der "sowohl innerhalb der Musikszene als auch der Öffentlichkeit auf reges Interesse gestoßen ist", schildert die Initiatorin.

"Revolution Girl Style Now!"

Riot Grrrl (Mädchenaufruhr) ist eine in den 1990er Jahren in den USA aufkommende feministisch-subkulturelle Szene, die sich vorerst aus der Punk-Bewegung herausbildete. Diese Bewegung ist als Reaktion auf die männliche Dominanz in der Musik-Szene und deren Machtverhalten selbst innerhalb der autonom organisierten Punk- und Rock-Szene entstanden. Hierbei, so die Kritik der Musikerinnen, wurden Frauen oft nur als Anhängsel, oder um mit Virginia Woolf zu sprechen, als "schmeichelnde Spiegel" betrachtet. Die "Revolution Girl Style Now!" wurde ausgerufen und eigene Grrrl-Festivals entstanden. "Sleater-Kinney", "Le Tigre", "Excuse 17" oder auch die inzwischen im Mainstream gelandete Beth Ditto mit ihrer Band "The Gossip" verorten sich in der Riot Grrrl Bewegung. Auch wenn die Riot Grrrl Bewegung aus der Punk-Szene entstand, beschränkt sie sich aber nicht ausschließlich auf eine Musikrichtung.

Zudem waren deren Anliegen nicht nur auf die Musik-Szene fokussiert. Thematisiert wurde neben der Gleichberechtigung der Geschlechter auch die hetero-normative Gesellschaftsstruktur. Ziel der Bewegung war es aber vor allem alternative Produktions- und Vertriebsstrukturen sowie die Selbstverwaltung von Künstlerinnen zu verwirklichen. Neben der Etablierung von sogenannten Ladyfesten, bei denen ausschließlich Frauenbands und DJanes Raum bekamen, entwickelten sich auch Widerstandsstrategien, die sich durch Guerilla-Taktiken und Überzeichnungen auszeichneten. Durch diese Taktiken wurde der Konstruktionscharakter von Geschlecht und von "Normalität" aufgedeckt.

Musikerinnen als Projektionsfläche von Designerinnen

Der "Grrrls Kulturverein" will Musikerinnen und Bands sichtbar machen und die Musikerinnen-Quote insgesamt heben. Dabei verfolgt Karoline Droschl-Pieringer die Vision in "absehbarer Zeit auf Konzerten der U-Musik in selbstverständlicher Weise Frauen nicht nur am Mikrofon, sondern an allen Instrumenten zu sehen". Um deren Ziele zu realisieren, arbeitet die Vereinsgründerin derzeit an der virtuellen Vernetzung. Das Online-Netzwerk, derzeit auf Facebook, soll zur Vorbereitung, Begleitung, Nachbereitung und Dokumentation der Aktivitäten, sowie zur nachhaltigen Vernetzung aller Interessierten dienen. Männer sollen durch den Verein gleichermaßen gefördert werden, so sie dieselbe Vision verfolgen. Auf die Frage nach der gesellschaftlichen Kritik des Vereins betont Droschl-Pieringer ausdrücklich, dass "sie nicht kritisiert, sondern fördert". Dafür hat sich der Verein der Vielschichtigkeit verschrieben. Bei "Grrrls Night Out" werden neben den Musikerinnen sowohl Mode- als auch Raumdesignerinnen zu einem speziell kreierten "Mode-Jam" gebeten, wobei die Musikerinnen zur Projektionsfläche avancieren.

Queeres und Performancekünstlerinnen

Die nächste "Grrrls Night Out" ist für den 26. Juni 2010 im Grazer Forum Stadtpark geplant. Die Musikerinnen von "Supernachmittag" tragen Bart und Koteletten und treten vorzugsweise mit "Dancing Queers" auf. Frau kann sich demnach auf Tanzvorführungen fernab der Geschlechterstereotypen freuen. Musikalisch geht es bei "Supernachmittag" in Richtung Punk und Rock. Zudem gibt es einen Soudteppich der Performancekünstlerinnen Eva Ursprung und Reni Hofmüller. Das Projekt der beiden nennt sich "Notorious Noise Brigade". Umrahmt wird die Nacht mit der Vorband "Cortez Ensemble" sowie einem DJane-Duo. (Sandra Ernst-Kaiser, dieStandard.at, 23.5.2010)