Es sind vor allem auch die Donnerstagabende, an denen man sieht, dass im ORF noch Fernsehleben drin ist. An dieser Keimzelle der lustigen Qualität sollte er sich aufrichten, es dürfte nicht schwerfallen. Es sind in den Sendungen ja oft deutliche Hinweise zu finden, dass man nicht aufgeben soll, sich zu erneuern; selbst wenn man - wie der ORF - schon einige Jahrzehnte am Buckel hat.

In diesem Punkt ist Stermann und Grissemann zu danken und dabei insbesondere ihrem Willkommen-Österreich-Gast, jener Dame, die mit 78 ihren Arzt aufsuchte, um sich etwas gegen Schlaflosigkeit verschreiben zu lassen. Tja: Der weise Medicus empfahl statt Pillen Sex, worauf Elfriede Vavrik ein Inserat aufgab - und dies mit überwältigenden Folgen. Es meldeten sich zahllose Willige, und was dann geschah, lässt sich in Frau Vavriks Buch Nacktbadestrand nachlesen. Auch die Befragungen von Stermann und Grissemann, deren belustigter Zeuge Festwochenintendant Luc Bondy war, brachte jedoch Markantes ans Licht.

Wie war der erste Orgasmus mit 78? "Na wunderschön!" Hatten Sie mit Perversen zu tun? "Ja, da war so einer, der war schön wie ein Graf, es ging ums Fäkalienessen. Das war nichts für mich. Aber wir telefonieren noch, er erzählt mir so Sachen ..." Wer war Ihr Jüngster? "Ein 17-Jähriger, den habe ich abgelehnt. Einen 25-Jährigen dann aber nicht." Usw.

Nicht, dass der ORF jetzt zu sexuellen Aktivitäten übergehen sollte. Aber Elfriedes spätes Glück mag ihn dazu animieren, bezüglich Programmerneuerung mutig und im Rahmen der sittlichen Grundgesetze kühn Neues anzudenken und zu tun. Es ist nie zu spät. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD; Printausgabe, 22./23./24.5.2010)