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Foto: APA/EPA/J. CRAIG VENTER INSTITUTE

Viel besser hätte er den Zeitpunkt nicht wählen können: Unmittelbar vor Pfingsten, dem Fest der Entsendung des Heiligen Geistes, hat Craig Venter die Schaffung einer Zelle verkündet, der seine Mitarbeiter wenn schon nicht den "Geist", so zumindest die für das Leben notwendige Information in Form von DNA eingeschleust haben.

Wenig pfingstwunderlich war es deshalb, dass der erfolgreiche Forscherunternehmer in den Berichten über seinen jüngsten Coup einmal mehr des Vorwurfs bezichtigt wurde, Gott spielen zu wollen - ein Vorwurf, der Venter verfolgt, als er vor ziemlich genau zehn Jahren die vollständige Sequenzierung des menschlichen Erbguts ankündigte. Venters Antwort: Er nutze nur, was die Natur ihm bietet, also die Bausteine des Lebens. Und er setze sie halt neu zusammen.

Dass der "Herr der Gene" zu einem der einflussreichsten und umstrittensten Forscher am Beginn des 21. Jahrhunderts werden würde, war relativ lang nicht absehbar: Der heute 63-Jährige war ein schwacher Schüler mit Lernschwierigkeiten, die erst mit dem Besuch der "Todesuniversität" vergehen sollten, wie er in seiner Autobiografie Entschlüsselt schreibt: Mit 20 ist er ein Jahr als Sanitäter in Vietnam, sieht hunderte Menschen sterben und will fortan mit seinem Leben etwas Sinnvolles anfangen.

Sieben Jahre später hat er seinen Doktortitel in Biochemie in der Tasche - der Beginn einer einzigartigen Karriere, die Venter zum Prototyp eines Biotech-Entrepreneurs macht. Venter gründet seine Firma Celera Genomics und beschleunigt damit den Wettlauf um die Entzifferung des menschlichen Genoms. Zugleich meldet er zahlreiche Patente auf die gefundenen Informationen an, was ihm heftige Kritik einträgt - ehe er 2002 aus seiner Firma hinausgedrängt wird.

Der passionierte Segler hat indes längst schon wieder neue Pläne: Zuerst lässt er als erster Mensch der Welt sein eigenes Genom sequenzieren, dann durchpflügt er mit seiner Yacht "Sorcerer II" die Meere, um abertausende neue Organismen zu sequenzieren. Schließlich bricht er auch wissenschaftlich zu neuen Ufern auf: Mit seinem Privatvermögen gründet er das J Craig Venter Institut, mit dem er die sogenannte synthetische Biologie revolutionieren will: Einfache Lebewesen sollen künstlich hergestellt werden sowie Organismen, die CO2 aus der Luft filtern oder Öl abbauen. Ein wichtiger Schritt dazu ist ihm kurz vor Pfingsten gelungen. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 22.-24. 5. 2010)