In der Regel wird eine zu geringe Anzahl normaler, mobiler Spermien bei Männern mit Unfruchtbarkeit assoziiert. Über die Bewegungen normaler Spermien ist jedoch sehr wenig bekannt. Dies könnte sich bald ändern: Einem Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum ist es nämlich gelungen, gesunde und beschädigte Spermien anhand ihrer spektralen, chemischen Signatur in Sekundenschnelle zu unterscheiden - mit einer nicht-invasiven Methode. Dabei zeigte sich zudem, dass Spermien unsichtbare chemische Schäden an ihren Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, aufweisen können, die sie funktionsunfähig machen. Aus der im Journal "Analyst" publizierten Technik könnte ein neuer Fruchtbarkeitstest entstehen, der nicht nur morphologische sondern auch chemische Signaturen der Spermien berücksichtigt.

Die Forscher setzten die Raman-Mikroskopie ein, die die charakteristischen Schwingungen der einzelnen Moleküle nutzt, um einen Fingerabdruck der einzelnen zellulären Komponenten zu erhalten. Zusammengesetzt zu einer dreidimensionalen, hochaufgelösten chemischen Karte werden damit Organellen von Spermien visualisiert. Zusätzlich zur optischen Bildinformation werde erstmals die chemische Zusammensetzung von Spermien direkt abgebildet. Die Arbeitsgruppe konnte dabei feststellen, dass zelluläre Schäden auf molekularer Ebene in den Mitochondrien vorhanden sein können, obwohl Änderungen in Form und Morphologie nicht nachweisbar sind. Die Forscher folgern daraus, dass auch chemische Signaturen zur Charakterisierung von Spermien herangezogen werden sollten. (red)