Degenfisch mit Banane im Quinta do Forao (halt ohne das Prachtpanorama dort)

Foto: Fidler

Degen ohne Fisch, mit Fleisch: Espetada in der Adega da Quinta

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So sehen die Napfschnecken aus, bevor sie in Fidlers Napf landen

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So sieht der ortsüblich getrocknete Katzenhai auf dem Fischmarkt aus

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Und so gewässert als Appetizer

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Fehlt nur noch die Banane: Degenfisch im Rohzustand, Fischmarkt, Funchal

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Wal haben wir auch gehabt, Pilotenwal, um genau zu sein. Nein, nicht wie Kollege Taschwer auf dem Teller. Über die Reling der Santa Maria, quicklebendig, und das auch nach der Schmecks-Visite. Genau, wir befinden uns noch auf Madeira. Aber auch hier ist Herr Taschwer für etwas verantwortlich.

Die lustige Wissenschaft in meinem Redaktionszimmer hatte auch für meinen Innseltripp Fachwissen parat. Madeira? Da gibt's doch diese hässlichen Fische. Schmeck's-Leser wissen, dass dieses portugiesische Eiland mit dieser bemerkenswerten Eigenschaft nicht alleine auf der Welt ist - die anderen können das hier nachlesen. Auf Madeira, eigentlich ja davor, gibt es aber schon ganz besonders hässliche Exemplare. Espada, Degenfisch. Und nicht nur besonders hässlich, auch eigentlich nicht besonders gut.

Fisch mit Banane

Das beginnt damit, dass der Madeirenser neben dem Fischfang auch ganz gerne Bananen anbauen. Und was man auf der Insel hat, das kommt auch auf den Tisch. Gemeinsam. Also Degenfisch mit Banane. Ich mag Bananen ausgesprochen gern. Und ich mag Fisch, meinetwegen auch Degenfisch. Fisch mit Banane finde ich nicht wirklich lustig. Das mag an meiner Aversion gegen Desserts liegen. Die Banane ist gebraten, und das kann ich ja seit frühen Chinalokalen nicht wirklich haben.

Dass der Madeirenser gerne zwischen Degenfischfilet und Banane auch noch eine Eipanade legt, macht mir das Endemble jedenfalls nicht sympathischer. Und: Mehrere Versuche an dem Tier führen mich zur starken Vermutung: Das Ding hat einfach ziemlich labbriges Fleisch, jedenfalls, wenn es in der Panade steckt. Das bestätigen jedenfalls Besuche im Arsenio's, einem Tourilokal mit offenem Grill, sehr lautem, vielsprachigem, aber spärlich bezahnten Grillmeisterkellner in der Rua Santa Maria 169. Ebenso in der Kellerkantine Escadinha (Rua da Boa Viagem 15) ums Eck der Markthalle (in dieses Büffet sah ich auch einen der Fischer vom Markt gehen, aber halt um Fleisch zu essen, Denkfehler). Und eigentlich auch im Restaurant des Hotels Quinta do Forao (Achada do Gramacho, Santana). 

Frettchen mit Panorama

Wobei: Auf der Terrasse mit dem imposanten Blick auf den Adlerfelsen bis zur Südostspitze der Insel, und mit einem offenkundig kundigen Chef geht der Degenfisch mit der Banane schon ganz gut. Das Hotel hat ein Frettchen im Logo, nur damit sich das auch erschließt. Bekommen hab' ich keines.

Ganz gut ist natürlich nicht gut genug: Die Kollegen behaupten, im Traditionslokal Apolo, gleich beim Dom von Funchal, wäre der Degenfisch gegrillt ausgezeichnet (noch nachhaltiger schwärmen manche allerdings vom Vinho Verde dort). Meine Kostgabel hat mich nicht wirklich davon überzeugt. Was also tun jenseits des Degenfischs?

Schnecken im Napf

Variante 1: Napfschnecken. Angenehme Jause, zum Beispiel im Clube Naval am "Lido" von Funchal. Zugegeben, kein Traditionslokal, aber zum Spätnachmittagssitzen sehr angenehm (wenn man gerade nicht auf Schnittchen und Tee ins Reid's will). Ich Dilettant hab auf die Empfehlung unserer Reisechefin zu diesem Gericht lange nach Landschnecken gesucht, bis ich behirnte, dass das Meeresschnecken sind. Vielleicht wäre manchmal ein bisschen Recherche gar nicht übel.

Katzenhai, trockengelegt

Variante 2: Katzenhai. Wo der Dilettant in der Fischmarkthalle von Funchal Stockfisch vermutet, ist Katzenhai, erklärt uns Reiseführerin Maria. Wird gewässert und zum Wein oder Bier genommen, quasi Rohschneider einmal ganz anders. Im Schmeck's-Test mit der Note: interessant, aber muss ich nicht jeden Tag haben, bewertet. Gato, wer's bestellen mag.

Fragen Sie den Bürgermeister

Variante 3: Fragen Sie den Bürgermeister. Bruno Camacho Pereira sieht nicht nur aus, als würde er ganz gerne einen Happen essen oder zwei. Schmeck's fragte nach einem Tipp für gute regionale Küche, und Herr Pereira hörte gar nicht mehr auf zu reden, von Sopana und Cliff Bay mit ihren Michelinsternen abwärts. Wir entschieden uns für Gaviao Novo (R. de Santa Maria 131), das uns auch andere orts- und tourismuskundige Menschen als DAS beste Fischlokal ans Herz legten.

Kleine Sardinenfische gegrillt, scharfer Tintenfisch, sehr fein. Eine Grillkombi aus Dorade, Red Snapper und Papageienfisch, auch sehr schön. Und, eine nicht unwesentliche Nebensache: Das gedämpfte Gemüse, Karfiol und Karotten insbesondere, knackig wie noch nicht erlebt auf der Insel. "Das kann kein Mensch essen", stöhnte Kollege Leo über den Hauptgang. Doch, ich, mit Verlaub. Und das sehr erfreut.

Wo bleibt das Fleisch?

Madeira?, leuchteten die Augen von Herrn Bruckenberger, der seit fünf Jahren verspricht, auch einmal für Schmeck's zu schreiben, als ich ihm von der Reise erzählte. Und er sprach nur ein Wort: Espetada! Hat auch ein bisschen mit Degen zu tun.

Espetada sind auch so eine Spezialität hier, große Fleischstücke am Spieß. Unsere Reiseleitung zeigt uns das Phänomen im nächsten, auch sehr anständigen Hotelrestaurant der Quinta-Gruppe (Adega da Quinta, Estreito de Camara de Lobos). Absolut saftig und okay, halt nach unseren Recherchen nicht ganz authentisch, wenn Eisenspieße das Fleisch halten - eigentlich sind hier dafür Lorbeerzweige vorgesehen, auch aus geschmacklichen Gründen. Der Bürgermeister empfiehlt für Espetadas übrigens ganz generell den Ort Camara de Lobos. Womit wir geografisch nicht ganz falsch gelegen sind.