Paris - Nach einem spielfreien Pfingstmontag geht es am Dienstag, dem dritten Tag bei den mit 16,807 Millionen Euro dotierten French Open in Paris, auch für das restliche ÖTV-Quartett los. Jürgen Melzer, Daniel Köllerer, Qualifikant und Grand-Slam-Debütant Martin Fischer sowie Sybille Bammer starten in das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres. Für alle Vier hat es das Los gut gemeint, am wenigsten darf man von Fischer gegen den Argentinier Horacio Zeballos erwarten.
Die größte Hoffnung aus rot-weiß-roter Sicht ist bei der diesjährigen Auflage freilich Jürgen Melzer, dem auch aufgrund seiner aktuellen Form der Durchmarsch in die dritte Runde mit Chancen auf sein überfälliges erstes Achtelfinale zugetraut werden darf.
"Er ist sicherlich kein einfacher Gegner, er war auch schon in den Top 30. Er ist auf Sand für mich unangenehmer zu spielen als auf Hartplatz, weil er sehr viele Bälle zurückbringt", meinte Melzer im Hinblick auf sein erstes Aufeinandertreffen mit dem Israeli Dudi Sela, das eine Art Generalprobe für den Davis Cup in Israel im September ist.
Während Melzer durchaus noch einen längeren Aufenthalt in Paris planen kann, sieht es für das weitere Trio am Dienstag nicht ganz so perfekt aus. Daniel Köllerer ist bei seinem zweiten Auftritt im Hauptbewerb der French Open gegen den Russen Teimuras Gabaschwili durchaus sein erster Sieg in Roland Garros zuzutrauen. Der auf Platz 111 zurückgefallene Oberösterreicher hat gegen den nur drei Ränge hinter ihm liegenden Gabaschwili noch nie gespielt.
"Der spielt sehr schnell, hat sehr harte Schläge von der Grundlinie, er geht sehr schnell auf den Punkt. Aber ich glaube, die Auslosung ist ganz okay", meinte Köllerer im APA-Gespräch in den Katakomben des Court Suzanne Lenglen. Mit guten Trainingsleistungen in Paris hat sich der 26-jährige Welser etwas Selbstvertrauen geholt, nachdem es ihm nach einer durchwachsenen Saison zuletzt auch mental nicht so gut gegangen war.
"Ich war natürlich in einem sehr großen Tief bevor ich hierher geflogen bin", gestand Köllerer und lieferte dann auch den Grund dafür. "Es war ein Motivationstief: nie eine Runde gewonnen, immer verletzt, schlecht gespielt. Da ist es einfach schwer, sich zu motivieren." Das Jahr der Bestätigung seines Vorjahresaufstiegs bis auf Platz 55 hat sich als bisher zäh herausgestellt.
"Natürlich möchte ich versuchen, bei den Grand Slams an die Leistung bei den US Open anzuschließen, was sicher nicht so leicht ist. Aber ich habe die letzten zwei, drei Tage sehr gut trainiert mit meinem Team und bin sehr zuversichtlich", versprühte er wieder etwas Optimismus. Erstes Ziel ist die Rückkehr in die Top 100. "Dreistellig war ich lange genug. Natürlich will ich den Einser vorne wegkriegen. Wenn ich die Trainingsleistungen am Platz abrufen kann, dann ist es ganz schwer, dass man mich auf Sand schlägt."
Köllerer nimmt sich abseits vom Training auch etwas Zeit zum Sightseeing war schon beim Louvre, beim Sacre Coeur. Ob ihm Paris gefällt? "Das ist die Stadt der Liebe, wem taugt die nicht?"
Nicht nach Wunsch ist bisher auch die Saison von Sybille Bammer verlaufen. Sie macht sich vor dem Duell mit Mariana Duque-Marino (COL) keinen Druck. "Ich gehe ohne Erwartungen ins Match. Sie hat heuer ein WTA-Turnier in Bogota gewonnen, ist also eine Sandplatzspezialistin. Es wird sicher eine spannende Partie." So weit wie möglich will sie kommen, legt sich aber nicht fest. Zu unkonstant präsentierte sie sich in den vergangenen Wochen.
"Ganz unterschiedlich", meint sie lachend auf die Frage nach ihrer Form. "Mal sehr gut, Mal nicht so gut, mal zehn Doppelfehler, mal keinen." Die Schulter sei zwar zu 100 Prozent wieder okay, diese Verbesserung nennt sie auch als positiven Punkt dieser Saison an erster Stelle.
Ein bisschen nagt der Dreißiger schon an ihr. "Mit 20 war ich schon noch ein wenig frischer. Jetzt dauert es halt eine Stunde, bis ich fit bin." Trotz gleichen Trainers (Jürgen Waber kümmert sich aber hauptsächlich um sie, bei Köllerer fungiert er als Headcoach-Anm.) sieht sie Köllerer eigentlich kaum. "Er trainiert gern am Abend, ich lieber in der Früh."
Töchterchen Tina ist diesmal nicht dabei, dafür hat sich Bammer in der gleichen Appartement-Anlage wie 2007, als sie hier das Achtelfinale erreicht hatte, eingebucht. Über ihre Zukunft hat Bammer schon nachgedacht, und lässt anklingen, dass es wohl keine Ewigkeit mehr bis zur sportlichen Pension dauern könnte. "Ich weiß das schon, wie lange ich noch spiele", orakelt sie, sagt aber nichts Näheres. Und fällt auch auf keine Journalisten-Tricks herein: Ist Olympia 2012 denn kein Thema mehr? "Lasst euch überraschen." Ob es ihr letztes Paris-Turnier ist? "Vielleicht" (lacht).
Dem Tennis will sie aber auf jeden Fall in irgendeiner Art und Weise erhalten bleiben. Österreichs Tennis(nachwuchs) kann jede Art von Know-how dringend brauchen. (APA)