Von solchen Zuwachsraten können andere Wirtschaftszweige nur träumen. Plus 13 Prozent bei den Buchungen von Hochseekreuzfahrten in Deutschland, nicht viel weniger in Österreich - trotz Krise und nicht gerade kurzen Distanzen zu den nächstgelegenen Häfen am Mittelmeer oder an Nord- und Ostsee. Tatsächlich sind die schwimmenden Hotels zurzeit das einzige Segment im Tourismus, das ungebremst Zuspruch findet.

Natürlich sind Kreuzfahrten auch nicht mehr das, was sie einmal waren: elitär, steif, sündteuer. Mit dem Aufkommen von Klubschiffen in den 1990er-Jahren hat eine Demokratisierung auf den Weltmeeren eingesetzt. Inzwischen gibt es Angebote zu Wasser, die fast für jede Brieftasche erschwinglich sind. Die gute alte Pauschalreise lebt in neuer Form wieder auf.

Auch die Themen, mit denen gelockt wird, sind vielfältig wie nie. Und sei es die bordeigene Brauerei, mit der sich selbst g'standene Mannsbilder, die mit Schiff und Meer gemeinhin wenig am Hut haben, im Zweifel ködern lassen. Für die Häfen, in denen Kreuzfahrtschiffe anlegen, ist das selten ein Segen. So wie All-inclusive-Ressorts in der Türkei wenig auf ihre Umgebung ausstrahlen, weil sich von Essen bis Shoppen alles innerhalb der Klubmauern abspielt, finden auch Kreuzfahrtgäste alles Nötige an Bord; sie lassen höchstens Kleingeld für irgendwelche Souvenirs in der Stadt. Tourismus mit Tiefgang sieht anders aus.(Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.5.2010)