Nafa-Obmann Emmanuel Ekeigwe ist stolz auf Afrika.

Foto: Corbaci

Bild nicht mehr verfügbar.

"Ke Nako Afrika", ein Kontinent in anderem Licht

Seit November des Vorjahres läuft die von der Austrian Development Agency (Ada), dem Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) und der Afrika-Vernetzungsplattform organisierte Imagekampagne "Ke Nako Afrika - Afrika jetzt!" Bis zum Abpfiff der WM in Südafrika werden durch Aktionen für Schulen, Diskurse und Dialogangebote, Medienprojekte, Filme, Musikprogramme, künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum sowie entwicklungspolitische Aktionen rund um Fußball unbekannte Aspekte und Seiten Afrikas beleuchtet. Ganz nach dem Motto "Ke Nako - Es ist Zeit."

www.kenako.at

Foto: Archiv

Standard: Ihr Verein besteht zum Großteil aus afrikanischen Migranten. Welche Bedeutung hat die WM in Afrika für Sie und Ihre Spieler?

Ekeigwe: Für uns ist das wirklich ein besonderes Gefühl, wir sind gespannt. Jeder hofft, dass wir Chancen haben, wenn die WM einmal in Afrika stattfindet, Chancen, eine afrikanische Mannschaft im Finale zu sehen. Das gibt uns das Gefühl, zur weltweiten Fußballgemeinschaft zu gehören.

Standard: Sie leben seit elf Jahren in Österreich. Welchen Stellenwert hat Afrika für Sie noch?

Ekeigwe: Im Moment sind wir in Österreich, dennoch ist Afrika unser Geburtsland. Wir sind stolz auf Afrika. Afrika ist die Nummer eins. Wir hoffen alle, dass sich die Situation ändert, dass die Probleme, die uns bewegt haben, Afrika zu verlassen, die politischen, sozialen und ökonomischen Probleme, gelöst werden. Afrika kann man nie vergessen - obwohl wir alle aus unterschiedlichen Gründen geflüchtet sind. Irgendwann müssen die Wurzeln dieser Probleme abgeschlagen werden.

Standard: Wird Südafrika die WM gut über die Bühne bringen?

Ekeigwe: Ja, natürlich, ich denke da wirklich positiv und halte die Daumen. Sie haben in letzter Zeit viel bewegt, was die Infrastruktur und die Sicherheit betrifft. Es wurde sehr viel verbessert. Man kann nicht auf eine perfekte, völlig sichere WM hoffen. Aber das wäre in Amerika oder Europa genauso, auch da gibt es Unzulänglichkeiten, was die Sicherheit betrifft. Südafrika lernt jeden Tag, es können Fehler passieren, aber sie lernen.

Standard: Die Situation afrikanischer Migranten in Österreich ist offenbar schwieriger geworden. Zuletzt wurden nigerianische Spieler des Vereins Sans Papiers abgeschoben. Welche Erfahrungen haben Sie bei Nafa gemacht? Fühlen Sie sich akzeptiert?

Ekeigwe: Wir sind ein integrativer Sportverein. Wir versuchen alle zu integrieren, die zu uns kommen. Auch wenn einer keine Papiere hat, soll er sich bei uns wohl und zu Hause fühlen können. Wir haben Leute aus vielen unterschiedlichen Staaten, und es spielen ja auch Österreicher bei uns. Unsere integrative Arbeit gehört belohnt. Die Menschen sind zurzeit skeptisch, haben Angst. Wir versuchen die Situation der Leute früh zu erkennen, noch bevor es Probleme mit den Behörden gibt. Gott sei Dank haben wir derzeit wenige Problemfälle im Verein, wir haben schon viele integrierte Spieler. Natürlich sind einige auch noch im Status von Asylwerbern. Wir bemühen uns ständig darum, dass die legalisiert werden.

Standard: Gab es auch bei Nafa Abschiebungen?

Ekeigwe: Doch, das haben wir schon erlebt. Aber dadurch lassen wir uns nicht von unserer Arbeit abhalten. Wir haben schon sehr viel erlebt, seit es den Klub gibt. Aber auch der Staat muss seine Arbeit tun. Es gibt Gesetze, und wir verlassen uns darauf, dass sie richtig angewendet werden. Wir stören nicht bei ihrer Umsetzung, aber ich denke, wenn sich die Menschen um Integration bemühen, dann sollen sie auch akzeptiert werden. Meine Leute bemühen sich darum, durch den Fußball, durchs Studium, durch Arbeit. Es ist nicht richtig, dass Menschen, die jahrelang in Österreich leben, abgeschoben werden. Das ist einfach unfair.

Standard: Wird die Situation allgemein schwieriger?

Ekeigwe: Wir bei Nafa sind eine große Familie. Unsere Hoffnung ist nicht zu zerstören. Wir schauen nur nach vorn.

Standard: Haben Sie Kontakt zu Sans Papiers, können Sie helfen?

Ekeigwe: Kontakte gibt es, sie sind für uns wie ein Schwesterverein. Ich kenne den Präsidenten, und wir leiden mit ihnen. Aber wir sind machtlos. Wir haben nicht die Kapazitäten, etwas gegen die Abschiebungen bei Sans Papiers zu unternehmen. Ich kann nur auf meine eigenen Leute schauen.

Standard: Wie werden Sie und Ihre Spieler die WM in Südafrika erleben? Sind besondere Veranstaltungen geplant?

Ekeigwe: Wir nehmen an der Initiative "Ke Nako, Afrika jetzt!" teil. Wir organisieren Public Viewing und etliche andere Veranstaltungen, zu denen wir unsere Spieler schicken, um gemeinsam die WM zu erleben.

Standard: Sie waren selbst Fußballer, sind also vom Fach. Wer wird in Südafrika Weltmeister?

Ekeigwe: Ich bin Afrikaner, ich bin Nigerianer. Und ich bin ein optimistischer Mensch. Im Moment gibt es im nigerianischen Fußball eine revolutionäre Entwicklung. Es wurden in den vergangenen Jahren viele neue Talente entdeckt. Und der schwedische Trainer Lars Lagerbäck gibt ihnen eine Chance bei der WM. Es gibt immer Überraschungen. Es kann durchaus sein, dass Nigeria der erste afrikanische Weltmeister wird.

Standard: Und wenn Sie Geld auf eine Mannschaft setzen müssten?

Ekeigwe: Das ist vollkommen egal, ich unterstütze mein Land, ich setze auf Nigeria.
 (DER STANDARD, Printausgabe 25.05.2010)