Bratislava - Die erste Homosexuellen-Parade in Bratislava (Preßburg) seit der Unabhängigkeit der Slowakei 1993 ist am Samstag von unliebsamen Zwischenfällen überschattet gewesen. Die österreichische EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek (G) wurde nach eigenen Angaben bei ihrer Rede am Hauptplatz von einem jungen Mann mit Steinen beworfen. Ein an sich geplanter Umzug durch das Zentrum fand in Folge nicht statt, wie Lunacek berichtete. Hingegen steuerten die rund 500 TeilnehmerInnen der "Rainbow Pride Bratislava 2010" gleich das ursprüngliche Ziel jenseits der Donau an.

Rechtsextreme GegendemonstrantInnen

Die Polizei habe die Sicherheit der TeilnehmerInnen wohl nicht mehr gewährleisten können, meinte die Grünen-Europapolitikerin und langjährige Homosexuellen-Aktivistin, die den Vorfall bei ihrem Auftritt so schilderte: "Der Gegendemonstrant drängte sich vor und warf kleine Steine auf mich. Er hat mich aber nicht getroffen." Der Mann gehört offenbar der rechtsextremen Szene an, er wurde festgenommen. Die Polizei verhinderte auch eine direkte Konfrontation mit den Schwulen und Lesben. Zuvor war auch eine Gasgranate explodiert.

Umstrittene Homosexuellen-Rechte

Die im Parlament vertretenen slowakischen Parteien lehnen die Gesetze, die homosexuelle Ehen ermöglichen würden, ab. In der Vorwoche veranstalteten die GegnerInnen der registrierten Partnerschaft eine Demonstration. Die Homosexuellen-Parade hatte schon im Vorfeld für Diskussionen gesorgt und negative Reaktionen von einigen PolitikerInnen ausgelöst.

So hatte die mitregierende nationalistische Slowakische Nationalpartei (SNS) am Freitag ein Verbot der Parade gefordert. Die SNS meinte, Gemeinden dürften Veranstaltungen absagen, in denen es zu Gewalt oder "Unanständigkeiten" kommen könnte. Die extremistische Vereinigung "Slovenska Pospolitost" (Slowakische Gemeinschaft) hatte eine Gegenveranstaltung unter dem Motto "Für die Zukunft der Familie, gegen Perverse" angekündigt.

Unterstützung

Zugleich hatten aber zahlreiche AktivstInnen, NGOs, Botschaften und die Europäische Kommission die geplante Parade unterstützt. 16 BotschafterInnen und die Vertretung der Europäischen Kommission in der Slowakei drückten in einer gemeinsamen Aussendung ihre Solidarität mit der lesbischen, schwulen, bi- und transsexuellen Gemeinschaft in der Slowakei aus. Es habe auch Unterstützung durch zahlreiche PassantInnen gegeben, erzählte Lunacek. "Das ist auch ein großer Fortschritt." (APA)