Bild nicht mehr verfügbar.

Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago war 28 Jahre lang Landeshauptmann von Südtirol.

Foto: dpa

Bozen/Innsbruck/Wien - Südtirols Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago ist tot: Der 96-Jährige starb Dienstagfrüh, nachdem er am Freitag nach einem Sturz aus dem Rollstuhl ins Krankenhaus Bozen eingeliefert worden war. Das Ableben des "Vaters der Südtirol-Autonomie" sorgte in Südtirol und Österreich für große Betroffenheit und Trauer.

Der promovierte Jurist begann seine politische Karriere 1947 bei der Südtiroler Volkspartei (SVP) und prägte die Partei 34 Jahre lang als deren Obmann. Von 1960 bis 1989 lenkte er die Geschicke Südtirols als Landeshauptmann. Bis zuletzt galt er als hinter den Kulissen durchaus einflussreicher Mann.

Autonomie zur Erfolgsgeschichte gemacht

"Silvius Magnago war Südtirol", würdigte Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) seinen Amtsvorgänger. Ihm sei es zu verdanken, dass Südtirols Autonomie sich unter schwierigsten Vorzeichen zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt habe. Magnago habe die Landesregierung in einer überaus schwierigen Phase übernommen, erinnerte Durnwalder. Dass das Pulverfass Südtirol damals nicht in die Luft geflogen sei, sei "dem unbedingten Willen Magnagos zum Frieden und zur Verständigung zu verdanken".

SVP-Parteiobmann LR Richard Theiner erklärte, die SVP werde Magnago "für immer als einen der größten Männer der Geschichte Tirols in Erinnerung bewahren".

Zähigkeit und taktisches Geschick

Magnago habe das historische Verdienst, in Jahre langen Verhandlungen mit Rom mit Zähigkeit und taktischem Geschick die Grundlagen der heutigen Südtirolautonomie geschaffen zu haben, erklärte Roland Lang, Obmannstellvertreter des Südtiroler Heimatbundes. Man würde das Lebenswerk Magnagos anerkennen, kritisiere dieses dennoch "aber nur als eine Zwischenlösung auf dem Weg in die Freiheit, die zum jetzigen Zeitpunkt aber ausgedient hat".

"Tirol trauert um einen seiner Größten", erklärte der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Magnago habe wie kaum ein anderer seine Heimat geprägt und "in schwierigsten Situationen immer mutig und entschlossen die richtigen Entscheidungen getroffen".

Auch Bundespräsident Heinz Fischer zeigte sich tief betroffen. Südtirol verliere einen "höchst verdienten Politiker", der die Geschicke des Landes mit großem Weitblick geleitet habe. "Magnago war auch ein Beispiel eines integeren und verantwortungsbewussten Politikers, der bei aller Zielstrebigkeit in der Sache auch nie das Anliegen der Verständigung und des Ausgleichs aus den Augen verloren hat."

ÖVP-Chef Josef Pröll würdigte Magnago als "großen Politiker, der Zeit seines Lebens das Einende vor das Trennende gestellt hat". Er habe erfolgreich Gegensätze überwunden und das Fundament für eine europäische Musterregion und das friedliche Zusammenleben der Südtiroler Volksgruppen gelegt.

Andreas Khol (ÖVP), Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes und selbst geborener Südtiroler, bezeichnete Magnago als "großen Südtiroler Staatsmann von europäischer Dimension". Südtirol sei durch ihn zu einem Modell für die Regelung von Minderheitenkonflikten in ganz Europa geworden. "Österreich verliert mit Silvius Magnago einen großen Patrioten, einen großen Österreicher. Magnago hat sich immer zu Österreich als dem Vaterland der Südtiroler bekannt. Ihm ist auch zu verdanken, dass aus der "deutschsprachigen" die "österreichische" Minderheit in Italien geworden ist."

Mock: "Harter, konsequenter Streiter"

Indem er stets erfolgreich einen Mittelweg zwischen dem "unveräußerlichen Recht auf Selbstbestimmung, das jeder Volksgruppe zusteht", und den politischen Realitäten gesucht und auch gefunden habe, sei Magnago zu einem "großen europäischen Staatsmann" geworden, erklärte ÖVP-Ehrenobmann Altvizekanzler Alois Mock am Dienstag.

Magnago habe, wie kein anderer, die Südtiroler Nachkriegs-Geschichte geprägt. "Mit eisernem Willen und herausragendem diplomatischen Geschick ist es ihm vor allem gelungen, über das 'Paket', dessen Abschluss in meine Amtszeit als Außenminister fällt, die Rechte seines Volkes zu sichern und für Südtirol eine robuste Autonomie zu erkämpfen. Er war, wie ich schon früher einmal betonte, ein harter, konsequenter Streiter, der sein ganzes Dasein dieser einen großen Aufgabe gewidmet hat", erklärte Alois Mock.

Jankowitsch: "Von europäischem Geist getragenes Modell des Zusammenlebens"

"Mit seinem politischen Lebenswerk, das auch ein beispielgebendes Versöhnungswerk zwischen den Volksgruppen Südtirols war, hat sich Silvius Magnago in die erste Reihe der Generation großer Europäer eingeschrieben, die mit einem neuen Geist unseren Kontinent aus einer Geschichte nationaler Konfrontationen herausgeführt haben", heißt es am Dienstag in einer Erklärung von Botschafter und Ex-Außenminister Peter Jankowitsch.

"Mit der Architektur der Autonomie Südtirols, die seine unverkennbare Handschrift trägt, hat Silvius Magnago nämlich nicht nur eine sichere Lebensgrundlage für die Südtiroler deutscher und ladinischer Sprache geschaffen. Er hat damit auch ein von europäischem Geist getragenes Modell des Zusammenlebens von Volksgruppen geschaffen, die durch Kriege, die Unterdrückungspolitik des italienischen Faschismus und gegenseitiges Misstrauen lange in unversöhnlicher Konfrontation schienen. Diese Ziele hat Silvius Magnago mit der ihm eigenen Beharrlichkeit und Grundsatztreue verfolgt und damit nicht nur für sein Volk neue Maßstäbe des politischen Handelns und der politischen Ethik geschaffen". Magnagos wichtigstes Vermächtnis sei die Autonomie Südtirols mit allen ihren auch für das neue Verhältnis zwischen Österreich und Italien so positiven Auswirkungen, unterstrich der frühere Außenminister. (APA)