Wien - So jung, international und weiblich wie in diesem Jahr waren die Zeitgeschichtetage (25.-28.5. an mehreren Veranstaltungsorten in Wien) nach Angaben der OrganisatorInnen noch nie. Bei der vom Institut für Zeitgeschichte der Uni Wien geplanten Tagung kommen 41 Prozent der Vortragenden aus dem Ausland, 61 Prozent sind unter 35 Jahre alt, und das Verhältnis zwischen Frauen und Männern unter den Vortragenden ist ausgeglichen. "Ganz neu" ist außerdem, dass die Zeitgeschichte mit einem inhaltlich abgestimmten Kunst- und Kulturprogramm aktiv versucht, eine Brücke zur Kunst zu schlagen, so der Vorstand des Instituts, Oliver Rathkolb.

Die Zeitgeschichtetage mit dem programmatischen Titel "Update!" wurden diesmal ausschließlich von Nachwuchswissenschaftern gestaltet, durch ein neues aufwendiges Begutachtungsverfahren wurden außerdem Einreichungen ausländischer ForscherInnen, von JungwissenschafterInnen und Frauen bevorzugt angenommen.

Der Schwerpunkt liegt bei der achten Ausgabe der Zeitgeschichtetage u.a. auf internationalen Themen, die Vorträge behandeln etwa Osteuropa ("Everyday life in the communist bloc", 26.5.) oder auch Afrika ("Post/Koloniale Zeitgeschichte: Afrika-Europa", 27.5.). Viele der 42 Panels mit rund 120 Vorträgen behandeln außerdem die Forschung zum Nationalsozialismus ("Nationalsozialistische Medizinverbrechen in der Heil- und Pflegeanstalt Gugging", 26.5.) oder Geschichtspolitik ("Europäischen Erinnerungskulturen", 26.5.).

Den Eröffnungsvortrag hält am Dienstag die russische Historikerin Irina Scherbakowa, die sich mit dem Mythos des "Grossen Vaterländischen Krieges" auseinandersetzt (19.00 Uhr, Kleiner Festsaal der Universität Wien). Die Keynote Lecture hält am Mittwoch die in der Schweiz lehrende Historikerin Brigitte Studer zum Thema "Das Politische neu erfinden. Zeitgeschichte und Geschlecht/erforschung" im Rahmen der Wiener Vorlesungen. (26.5., 19.00 Uhr, Volkshalle im Wiener Rathaus).

Das Kunstprogramm zu den Zeigeschichtetagen, das explizit nicht Rahmen sondern integraler Teil der Tagung ist, behandeln in Filmen, Fotografie Konzeptkunst und anderen Kunstformen schwerpunktmäßig Nationalsozialismus und dem Verlust der jüdischen Kultur durch Mord und Vertreibung. (APA)