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In Silverstone rauchen nicht nur die Reifen der Formel-1-Boliden, auch bei FIA-GT-Rennen fliegt mitunter das Blech weg.

Foto: EPA/Carmen Jaspersen

Wien - Der Standard hat am 20. Mai unter dem Titel "Hypo Leasing: Sehenden Auges ins Finanzfiasko" auf Seite 25 aus dem "fraud report" der PwC über Deals der Kärntner Hypo Leasing Holding (HLH) berichtet. Demnach hätten die Prüfer Spesen für eine Reise der HLH-Chefs (Josef Kircher, Stefan Duller, Albert Modritsch) samt Partnerinnen zu einem Autorennen nach Silverstone kritisiert, Kircher sei unter den Mitreisenden gewesen. Bezahlt habe den Trip (über einen Berater) die HLH.

Tatsächlich hat Kircher aber, weder allein noch mit Partnerin, an einer solchen Reise zu einem Autorennen nach Silverstone teilgenommen; das lässt er auch durch seinen Anwalt betonen. Die Hypo Leasing hat daher auch keinen derartigen Trip bezahlt.

Ein Blick in die Dokumente rund um den Flug im April 2008 zeigt folgende Details. Die Kärntner Bedarfsfluggesellschaft Goldeck stellte "über Anweisung von Albert Modritsch" der niederösterreichischen Kommunikationsagentur von Michael Holzer (für "Mensch und Marke") eine "Flugrechnung" über pauschal 12.427 Euro aus (Rechnungsnummer 030479). Flugdatum war der 20. April 2008, mit einer Cessna ging es nach London, zum Flughafen Luton (und von dort weiter zur Rennstrecke Silverstone). Auf einer Beilage zu dieser Rechnung (von Modritsch und Duller abgezeichnet) ist die Liste der Reiseteilnehmer vermerkt, aufgezählt werden die Passagiere Kircher, Albert und K. Modritsch, Duller und Holzer sowie, in einer späteren Version, eine N. Grabner. Kircher ist letztlich offenbar ausgefallen. Die Agentur hat das dann an die Hypo Leasing weiter verrechnet.

Beim Grund für die Reise zum FIA-GT-Rennen am 20. April bezogen sich Duller und Modritsch auf das genehmigte Protokoll 472008 der 130. Vorstandssitzung der Hypo. Man habe die Reise im Rahmen eines Marketingkonzepts der Agentur Holzer unternommen. Den Fraud-Report-Erstellern von PwC blieb "die geschäftliche Veranlassung" der Reise trotzdem "nicht erkennbar", Duller und Modritsch hätten in Befragungen erklärt, die Teilnahme am Rennen sei nötig gewesen "für die Beurteilung des Konzepts für die FIA GT vor Ort und die Einschätzung, ob mehr daraus gemacht werden kann". Hintergrund: Die Hypo Group sponserte das "Jetalliance"-Racing-Team der FIA GT. "Die Jetalliance-Flugbetriebs AG" (Bedarfsflugunternehmen rund um Lukas Lichtner-Hoyer; heute eine GmbH; Anm.) wiederum war laut PwC "einer der größten Kunden der Hypo Leasing Gruppe".

Zubrot und Uhren

Regelungen zur Dokumentation und Genehmigung von Ausgaben für Beratung, Spenden, Reisen vermisst PwC bei der Leasing aber generell, "es entstand für uns der Eindruck, dass die Auffassung vorherrschte, dass Ausgaben per se legitimiert waren, so lange sie das bewilligte Budget gesamthaft nicht überschritten".

Was die Prüfer zudem kritisierten war das Entlohnungssystem. "Leitende Mitarbeiter der HLH und verbundener Unternehmen erhielten - neben ihren regulären Bezügen - Konsulentenhonorare." Wofür, ist unklar. PwC: "Welche nicht durch ihre Dienstbezüge abgegoltenen Leistungen erbracht wurde, konnte ... nicht geklärt werden."

Mit dem Nachvollziehen von Rechnungen taten sich die Prüfer aber ohnehin schwer, wie bereits berichtet. So fanden sie zum Beispiel für das Jahr 2006 Rechnungen von einem Kärntner Modeuhrenhersteller für zwei Uhren; einmal ging es um 50.000 und einmal um 150.000 Euro. Fakturiert worden sei an die Hypo Alpe Adria International, "die Bezahlung erfolgte jeweils außerhalb des üblichen Zahllaufs" , heißt es in dem Bericht. Zur Rechnung für 150.000 Euro sei Ende 2006 eine Gutschrift ausgestellt worden, die aber laut von PwC befragten Bankmitarbeitern erst Anfang 2008 und mit Zustimmung des Bankvorstands ausgebucht worden sei.

Laut PwC bestehe "der Verdacht, dass es sich um Scheinrechnungen handeln könnte: Dem Vernehmen nach soll ein Zusammenhang mit der Beendigung eines Rechtsstreits bestehen" , den ein österreichischer Unternehmer mit der Hypo damals in Kroatien ausgefochten hat.

Die Causa, in die auch ein Anwalt der Hypo, an den eine Million Euro überwiesen wurde, involviert gewesen sein soll, wurde inzwischen bei der Justiz angezeigt. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2010)