Noch ist die Burgenland-Wahl nicht geschlagen - aber die Wahlkämpfer anderswo beginnen bereits, ihre Konzepte nach ihr auszurichten. Hans Niessl dürfte mit seinem Populismus Erfolg haben: Dabei geht es gar nicht so sehr darum, ob der ineffiziente Assistenzeinsatz des Bundesheeres wirklich über das Jahresende hinaus verlängert wird. Und auch nicht darum, ob der Arbeitsmarkt für Bürger anderer EU-Staaten dauerhaft verschlossen bleibt. Was Niessl wirklich erreichen will: dass keine andere Partei mit den Themen Arbeitsmarkt, Ausländer und erst recht Sicherheit durchdringt. Schon gar nicht die FPÖ.
Die steirischen Freiheitlichen bemühen sich daher schon jetzt, ihre führende Stellung im Bereich Populismus auszubauen - ein Schweizer Profi soll die rechte Stimmung in rechte Stimmen verwandeln helfen. Aber natürlich wird es auch Franz Voves jucken, erfolgreiche Rezepte seines burgenländischen Amtskollegen auszuprobieren und die Stimmung noch einmal herumzureißen. Wenn es darum geht, die FPÖ zu stoppen, kommen auch SPÖ-Politiker in Versuchung, ähnlich populistisch aufzutreten.
In Wien darf sich derweil Heinz-Christian Strache auf das von ihm ausgerufene Duell mit Michael Häupl freuen. Denn eines sichert ein gesteigerter Populismus-Level in jedem Fall: Dass die Stimmen bedächtigerer Politiker (an die Stimme der Vernunft wagt man gar nicht zu denken) einfach nicht mehr gehört werden. (Conrad Seidl/DER STANDARD-Printausgabe, 26.5.2010)