Die Bildung der Eltern könnte einen Risikofaktor für Neurodermitis bei Kindern darstellen. Bei der Untersuchung von mehr als 23.000 oberösterreichischen Schulkindern im Zeitraum von 1995 bis 1997 und 2001 bis 2003 haben Wissenschafter der Medizinischen Universität Wien (MUW) einen "auffallenden Zusammenhang" zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und dem Auftreten des Hautleidens bei den Kindern festgestellt, und zwar unabhängig vom Auftreten der Erkrankung bei den Eltern, teilte die MUW am Dienstag in einer Aussendung mit.

Zwischen den beiden Untersuchungszeiträumen wurde bei den Kindern - sämtliche Volksschulkinder der 1. und 2. Klasse in Oberösterreich - eine Steigerungsrate der Neurodermitis um mehr als zehn Prozent beobachtet. Gleichzeitig konnte eine ähnliche Steigerung beim Bildungsniveau der Mütter festgestellt werden. Der Zusammenhang ist laut MUW statistisch signifikant, sodass die Wissenschafter bei der elterlichen Bildung von einem "unabhängigen Risikofaktor für Neurodermitis" sprechen. Beweisen lasse sich diese Hypothese allerdings mit solchen Querschnittsstudien nicht, dafür wären Kohortenuntersuchungen notwendig, erklärte Studienleiter Gerald Haidinger vom Zentrum für Public Health der MUW.

Mehr Aufmerksamkeit 

Laut Medizin-Uni scheinen zwei Faktoren für den Zusammenhang von Bildungsstand und Erkrankung relevant: Einerseits könnte ein höheres Bildungsniveau eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber den Symptomen bei den Kindern nach sich ziehen. Das würde bedeuten, dass die Krankheit nicht häufiger auftritt, sondern nur öfter erkannt wird. Es könnte laut Medizinern aber auch ein übertriebenes Hygieneverhalten in einer keimarmen Umgebung zu einer Änderung des Immunsystems und damit zu entsprechenden Reaktionen der Haut führen.

Im Herbst soll eine gleichartige Erhebung unter 10.000 sechs- bis siebenjährigen Kindern in der Steiermark erfolgen, die dort bereits 2006 einmal durchgeführt wurde.

Die Untersuchungen werden im Rahmen der Isaac-Studie (International Study of Asthma and Allergies in Childhood) durchgeführt, bei der in rund hundert Ländern bei mehr als zwei Millionen Kindern untersucht wird, ob und wie stark Asthma, Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut) und Ekzembildung zunehmen. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 26.05.2010)