Bild nicht mehr verfügbar.

Ex-Sturm-Präsident Hans Rinner kämpft bei der Pressekonferenz mit seinen Emotionen.

Foto: APA/ Leodolter

Graz - Hans Rinner musste, nachdem er um 13 Minuten zu spät in seiner Pressekonferenz aufgetaucht war, noch einmal kurz hinaus an die Luft - durchatmen. Als er sich schließlich hinter die Mikrofone zwängte, suchte er weitere Minuten lang seine Stimme.

Dieser emotionale Auftritt passte so gar nicht zum kühl kalkulierten Motiv, das der 47-jährige Unternehmer am Mittwoch klarzumachen versuchte: Sein Rückzug bei Sturm - er bleibt Präsident der Bundesliga - sei freiwillig und gut überlegt. Den faktische Entschluss habe er schon am 16. Mai auf der Heimfahrt vom Cup-Finalsieg in Klagenfurt gefasst.

Er habe das "Haus Sturm" - ein Scherbenhaufen nach dem Konkurs - als "Baumeister" wieder aufgestellt und solide finanzielle Fundamente eingezogen. Jetzt müsse ein "Innenarchitekt ran" , der das Haus gestalte. Rinner: "Ich habe meine Mission erfüllt."

Der Neue solle entscheiden, ob es "golden oder aus Silber" sein werde, das Interieur des Sturm-Hauses. Dieser dahingesagte Nebensatz kann als Seitenhieb gegen Vorstandskollegen interpretiert werden. Rinner ist in seiner kaufmännischen Statur ein Groschenzähler. Devise: Nicht mehr ausgeben als da ist. Offensichtlich gibt es in der Führungsetage aber mittlerweile wieder eine Gruppe, die etwas mehr als Mittelmäßigkeit anstrebt und aus der "Schaffe-schaffe-Häusle-baue-Welt" hinauswill. Rinner gab am Mittwoch zu, dass es im Vorstand durchaus "unterschiedliche Meinungen" über die Zukunft von Sturm Graz gegeben habe.

Dass etwas in der Chemie des Klubvorstandes nicht mehr stimmen kann, zeigte die Inszenierung der Pressekonferenz. Rinner bestritt sie alleine, der vorläufige Nachfolger bis zur regulären Präsidentenwahl im Jänner 2011, Vizepräsident Gerald Stockenhuber, blieb wie der gesamte Vorstand dem Abschiedsevent fern.

So nebulos Rinners plötzlicher Abgang von der Sturmspitze noch ist, so unzweifelhaft und klar sind dessen Verdienste um die Wiederbelebung des Traditionsvereines. Rinner konsolidierte den vom Konkurs aus der Ära des Glamour-Präsidenten Hannes Kartnig zerstörten Verein und setzte mit Franco Foda als Trainer und Oliver Kreuzer als Sportdirektor auch sportlich rasch neue Lebenszeichen. Finanziell stehe der Verein, sagte Rinner, drei Jahre nach dem Crash, top da. Keine Schulden, "alles abbezahlt" .

Trotzdem: Rinner blieb nicht von Kritik verschont. Immer wieder wurde er darauf aufmerksam gemacht, der Klub sei ein Wirtschaftsunternehmen, zu groß, um von einem ehrenamtlichen Präsidenten in dessen Freizeit geführt zu werden. Dann war die Sache mit Klubmanager Christian Schmölzer, der einen Vertrag bis 2012 erhalten hatte, aber nach schweren Differenzen bereits nach sechs Monaten wieder abzog. Eine Affäre, die eher Rinner angelastet wurde.

Bundesliga zufrieden

In einer ersten Reaktion sagte der neue Präsident Stockenhuber (47), er werde den Verein "breiter aufstellen" . Ziel müsse ein internationaler Startplatz sein. Sturmfunktionär Stockenhuber ist geschäftsführender Gesellschafter von Assmann Electronics.

Bundesliga-Vorstand Georg Pangl zeigte sich jedenfalls über Rinners Abgang nicht ganz unglücklich. Immerhin ist damit die Doppelfunktion hinfällig. (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 27. Mai 2010)