Sydney - Der Neuseeländer Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay gelten offiziell als die Erstbesteiger des Mount Everest; 1953 gelang ihnen diese alpinistische Pioniertat. Andere Expeditionen zuvor waren fehlgeschlagen - bei einer hält sich jedoch bis heute die Theorie, dass sie trotz tragischen Augangs "erfolgreich" gewesen sein könnte: Im Jahr 1924 versuchten die beiden britischen Bergsteiger Andrew Irvine und George Mallory, den 8.848 Meter hohen Berg zu erklimmen und kamen dabei ums Leben. Mallorys Leichnam wurde 1999 geborgen, seine Fotoausrüstung blieb verschollen. Die Frage, ob sie den Gipfel womöglich vorher erreicht hatten, konnte nicht endgültig geklärt werden.
Heftiger Schneefall hat nun einen australischen Abenteurer daran gehindert, nach Beweisen für diese hypothetische Erstbesteigung des Mount Everest zu suchen. Duncan Chessell erklomm am Dienstag zum dritten Mal den Gipfel des Everest. Die Wetterbedingungen seien die schlechtesten gewesen, die er je erlebt habe, sagte Chessell: "Am Gipfel zehn Mal schlimmer als alles, was ich kenne."
"Leider wurde alles von eineinhalb Metern Schnee zugedeckt, die völlig unangekündigt aus dem Nichts niedergingen", klagte Chessell, zeigte sich aber nach seinem gescheiterten Aufklärungsversuch versöhnlich: "Das hört sich bestimmt komisch an, aber ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, der Berg wollte sein Geheimnis für sich behalten."
Leichenfunde
Erfolgreicher - auch wenn es sich um traurige Erfolge handelt - verlief indessen die Expedition einer Gruppe von 20 Sherpas, die auf dem Mount Everest den Abfall von Dutzenden Expeditionen einsammeln wollten. Dabei wurden auch die Leichname von fünf Bergsteigern gefunden. Nicht alle Toten wurden allerdings geborgen, sagte Expeditionskoordinator Chakra Karki am Mittwoch.
Die sterblichen Überreste des US-Bergsteigers Scott Fischer, der bei der tödlichen Expedition von 1996 ums Leben kam, seien am Berg geblieben. "Wir sahen Fischers Leiche und fotografierten sie, aber wir haben ihn nicht angerührt", sagte Karki vom Basislager aus. "Die Familie hatte das nicht erlaubt, und wir respektieren das." Fischer war Teilnehmer an einer Expedition, die 1996 binnen weniger Stunden zum Desaster wurde und in dem Bestseller "In eisige Höhen" von Jon Krakauer beschrieben wurde.
Bisher ließen rund 300 Menschen am Everest ihr Leben. Viele Tote wurden geborgen, doch die Leichen in mehr als 8.000 Meter Höhe werden nicht angerührt. Die eisigen Temperaturen konservieren die toten Körper. Zwei Tote wurden von Karkis Expedition mit Einverständnis der Familien nach unten gebracht: der Schweizer Gianni Goltz und der Russe Sergej Duganow.(APA/red)