Zagreb - Der kroatische Präsident Ivo Josipovic soll Ende dieser Woche als erster Präsident Kroatiens offiziell den Ministerpräsidenten der Republika Srpska, Milorad Dodik, besuchen. Josipovic werde, bevor er nach Banja Luka fahre, der bosnischen Hauptstadt Sarajevo einen zweiten Besuch abstatten, berichtete die Zeitung "Vecernji list" am Mittwoch.

Bosnien-Herzegowina besteht aufgrund des nach dem Krieg 1992-1995 geschlossenen Dayton-Vertrags aus zwei Entitäten, der bosniakisch-kroatischen Föderation und der Serbischen Republik (Republika Srpska).

In Banja Luka will Josipovic außerdem einige Siedlungen von kroatischen Rückkehrern besuchen und mit Priestern in Derventa und Plehan sprechen. Der katholische Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica, hoffte im Gespräch mit der Zeitung, dass der Besuch Josipovics die Tür für die Rückkehr von Kroaten in die Serbische Republik öffnen werde. Aus dem Gebiet der Republika Srpska wurden im Krieg bis zu 200.000 Kroaten vertrieben, während der kroatischen Gegenoffensive "Oluja" traf dieses Schicksal 1995 die serbische Bevölkerung.

Josipovics Amtsvorgänger Stjepan Mesic hatte mit Dodik einige Sträuße ausgefochten. So bezichtigte Mesic Dodik immer wieder, dass er eine Gefahr für den Frieden in der Region darstelle. Dodik warf Mesic vor, dass wegen ethnischer Säuberungen keine Serben mehr in Kroatien lebten. Mesic hatte im Jänner sogar die Möglichkeit einer Militärintervention angesprochen. Er sagte damals, Kroatien würde in Bosnien-Herzegowina militärisch intervenieren, sollte die Republika Srpska ein Referendum über die Sezession abhalten. Josipovic, der Mesic am 18. Februar im Amt ablöste, lehnte "eine militärische Lösung" hingegen umgehend ab.

Vor einem Monat hatte Josipovics Besuch in Bosnien und Herzegowina viel Beachtung gefunden. Er gedachte kroatischer und bosniakischer Kriegsopfer im Bosnien-Krieg (1992 bis 1995) und entschuldigte sich indirekt für Kroatiens Bestrebungen, Bosnien zu teilen. International wurde dieser Schritt begrüßt, im Land waren die Gefühle gemischt: Man befürchtete, dass die Aussage von Serbien dahingehend missbraucht werden könnte, dass nicht Serbien allein die Schuld am Krieg 1991 bis 1995 trage. Der Hohe Repräsentant in Bosnien, Valentin Inzko, nannte die Geste Josipovics stabilisierend für die Region.

In Sarajevo will Josipovic außerdem seine Amtskollegen aus Serbien und Montenegro, Boris Tadic und Filip Vujanovic treffen, sowie die drei Mitglieder des Staatspräsidiums von Bosnien-Herzegowina, Haris Silajdzic, Zeljko Komsic und Nebojsa Radmanovic. (APA)