Schon klar: Frühstücksfernsehen braucht es. Weil Vielfalt gut tut und ein frisches Bild gibt. Der ORF hat in Österreich bis heute nicht geschafft, was Privatsender täglich probieren. Das schlägt sich auf das Gesamtprogramm nieder und verhilft zu lobenden Erwähnungen, etwa in der TV-Programmanalyse der Rundfunkbehörde RTR: Der Sender setze einen "deutlichen Schwerpunkt auf Information". Puls 4 übertreffe ORF 1 damit "deutlich". Alles gut und schön. Aber.

Das aufgekratzte bis hysterische Getue des Moderatorenduos ist frühmorgens schwer zu ertragen. Vor allem, weil Lebendigkeit mit endloser Gestikuliererei verwechselt wird, die schon beim Hinschauen ermüdet. Die Beiträge sind mehrheitlich im besten Fall belanglos. Dass sich das vermeintlich Fortschrittliche am Ende doch wieder nur in erbarmungswürdiger Biederkeit ausdrückt, gehört ebenfalls zu den bitteren Erkenntnissen dieser schwer verdaulichen Kost.

Da staunt der händewachelnde Moderator, wie es möglich ist, dass Kylie Minogue "mit 40 noch so sexy ausschaut" . Seine händewachelnde Kollegin bewundert deren "Wahnsinnshintern", reibt sich Zitronenhälften auf den Ellbogen - weil die anwesende "Bio-Expertin" das zur Hautpflege empfohlen hat - und freut sich: weil nichts brennt. Gast "Modelmacher" Peyman Amin preist Produkte an, denn "bisschen Schleichwerbung darf sein". Die mitgebrachten Damen auf der Couch sind hübsch und still. Immerhin: Eine darf assistieren ("Sandra kennt sich bisschen besser mit Terminen aus" ).

Ja, Frühstücksfernsehen ist gut und richtig, und wenn es irgendwann seine Steinzeitideologien hinter sich lässt, könnte es schön werden. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 27.5.2010)