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Foto: AP/Sarbach

Große Karrieren beginnen manchmal in kleinen Hinterzimmern. So war es bei Volker Bouffier (CDU), dem designierten Ministerpräsidenten von Hessen. Anfang der Achtzigerjahre traf er mit dem noch amtierenden Regierungschef Roland Koch (CDU) an der Autobahnraststätte Wetterau an der A5 zusammen.

Die beiden Mitglieder der Jungen Union (JU) hatten einiges zu besprechen - vor allem: Wie macht man gemeinsam Karriere, ohne sich gegenseitig zu behindern? An jenem Tag entstand die "Tankstellen-Connection", der Bouffier nun seinen vorläufig größten Aufstieg verdankt. Er wird Koch im Juni als CDU-Chef, im September als Chef der Staatskanzlei beerben.

Bouffiers Aufstieg wäre ohne Koch nicht denkbar. Ihr Werdegang ist ähnlich: Sowohl Koch als auch Bouffier haben Jus studiert, beide haben Väter, die politisch aktiv sind. Wie Koch gilt auch Bouffier als "Hardliner" .

Ungewöhnlich an diesem Duo ist jedoch, dass der Jüngere stets den Älteren förderte. Noch heute erzählt man sich in Wiesbaden schmunzelnd die Geschichte von den Treffen der Jungen Union. "Bouffi" kam zu selbigen schon mit dem eigenen Auto, der sechs Jahre jüngere Koch musste sich noch von seiner Mutter chauffieren lassen.

1987 verpasste Bouffier den Einzug in den Landtag. Doch Koch half aus. Er überredete seinen Vater, den damaligen hessischen Justizminister Karl-Heinz Koch, Bouffier als Justiz-Staatssekretär einzustellen. Als Koch 1999 Ministerpräsident wurde, ernannte er Bouffier zum Innenminister. Dieses Amt hat der 56-Jährige heute noch inne.

Ähnlich wie Koch ist er bei der Kriminalitätsverfolgung und auch bei der Abschiebung von Ausländern kompromisslos, was ihm den Spitzennamen "Schwarzer Sheriff" einbrachte. 2001, nach den Terroranschlägen in den USA, führte Bouffier trotz heftiger Proteste gleich einmal die Rasterfahndung (Durchsuchung von Datenbeständen) wieder ein. Stoppen konnte ihn erst das Verfassungsgericht.

Mit Skandalen hat Bouffier, der mit Frau und drei Kindern in Gießen lebt, auch so seine Erfahrungen. Zurzeit befasst sich der dritte Untersuchungsausschuss des Landtags mit ihm. Bouffier wird vorgeworfen, ohne Auswahlverfahren einen Freund zum Chef der hessischen Bereitschaftspolizei ernannt zu haben. Nicht allein deshalb, auch wegen seines Alters und der Nähe zu Koch gilt Bouffier als Übergangslösung, nicht aber als Aufbruchssignal. (Birgit Baumann/DER STANDARD, Printausgabe, 27.5.2010)