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Gefeiert, genervt, gewechselt - Trainer Mourinho tauscht Inter gegen Rael.

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Madrid - Real Madrid trennt sich wie erwartet von seinem Trainer Manuel Pellegrini, um Wunschkandidat Jose Mourinho verpflichten zu können. Der Portugiese muss laut Real-Präsident Florentino Perez zuerst aber noch seinen Vertrag mit Inter Mailand auflösen. "Wir sind überzeugt, dass wir einen frischen Impuls brauchen und dass Jose Mourinho der richtige Mann für diesen Job ist", erklärte Perez in einer Pressekonferenz nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Mittwoch.

Real muss für das Engagement des Exzentrikers aber vermutlich tief in die Tasche greifen: Nach Angaben italienischer Medien verlangt Inter, wo Mourinho einen Vertrag bis 2012 hat, eine Ablösesumme von 16 Millionen Euro. Noch vor der Entscheidung in Madrid hatte der frischgebackene Champions-League-Triumphator erklärt, er werde jetzt in die Ferien fahren und danach in Spanien arbeiten.

Auf die Frage, ob er eventuell doch in Mailand bleiben werde, antwortete Mourinho: "Das ist unmöglich." Nach Angaben der "Gazzetta dello Sport" hatte der 47-Jährige am Mittwoch über die Auflösung seines bis 2012 laufenden Vertrags verhandelt, dabei aber offensichtlich noch keine Freigabe erhalten. 

Rekordtransfers und kein Titel

Dem erst im Vorjahr von Villarreal geholten Pellegrini wurde zum Verhängnis, dass er in der abgelaufenen Saison mit den "Königlichen" keinen Titel gewann, obwohl die Madrilenen eine Rekordsumme von 250 Millionen Euro für neue Spieler - mehr als 150 davon alleine für Cristiano Ronaldo und Kaka - ausgegeben hatten. Dabei holte Real unter dem Chilenen in der Primera Division 96 Punkte und damit mehr als je zuvor in der Vereinsgeschichte. Pellegrinis Vertrag wäre noch bis Sommer 2011 gelaufen.

Mourinho soll den Madrilenen nach einer zweijährigen Durststrecke nun endlich wieder zu Titeln verhelfen. Der Portugiese gilt zwar nicht als ein Anhänger eines attraktiven Fußballs, aber als ein Erfolgsgarant. Mit Inter gewann er in der abgelaufenen Saison das Triple aus Champions League, Meisterschaft und Pokal. "Die Verpflichtung von Jose Mourinho, einem der besten Trainer der Welt, ist eine Möglichkeit, die sich Real Madrid nicht entgehen lassen sollte", ließ Perez keine Zweifel an den Erwartungen der Madrilenen offen.

Real will dem Neo-Coach nach Presseberichten einen Vierjahresvertrag mit einem Gehalt von zehn Millionen Euro pro Jahr bieten. Damit wäre Mourinho der bestbezahlte Trainer in der spanischen Fußball-Geschichte. Die Madrilenen sind allerdings nicht bereit, die von Inter geforderte Ablöse zu zahlen. Beide Seiten müssen nun noch ums Geld verhandeln. Real will Inter außerdem den brasilianischen Verteidiger Maicon abwerben.

In jedem Fall wird Real mit der Verpflichtung des Portugiesen die Rivalität mit Erzrivale Barcelona verschärfen. Mourinho hatte seine Karriere als Übersetzer und Assistenztrainer in Barcelona begonnen und ist heute der "Lieblingsfeind" der Katalanen. Mit Inter hatte er Barca im Semifinale der Champions League ausgeschaltet und danach das Publikum im Camp Nou mit einer Jubel-Arie provoziert.

"Mein Real Madrid wird immer gut spielen, angreifen und auch gewinnen", versprach der Portugiese der spanischen Sportzeitung "As". Er wolle der erste Coach werden, der in England, Italien und Spanien die Meisterschaft und mit drei verschiedenen Mannschaften die Champions League gewinnt. Dennoch komme er mit großer Bescheidenheit nach Madrid: "Real Madrid ist schließlich viel größer als wir alle."

Sein Entschluss, Italien zu verlassen, sei bereits "vor vier oder fünf Monaten" gefallen, betonte Mourinho. "Ich werde für Real absolut alles geben", versprach der 47-Jährige. Dafür erwarte er von den Spielern absolute Disziplin. "Die Mannschaft muss arbeiten wie ein Block", sagte Mourinho, der für seine Defensivtaktiken bekannt ist.

Maicon soll nachkommen

Real ist allerdings ein Team, das vor allem in der Offensive hochkarätig besetzt ist. Defensiv will Mourinho daher unter anderem mit seinem Inter-Schützling Maicon nachrüsten. Für den Brasilianer verlangen die Mailänder ebenfalls mehr als 30 Millionen Euro. Um das Triple zu holen, wie es Mourinho gerade mit Inter gelungen war, müsse Real aber besser werden. "So etwas kann nur ein Topteam erreichen", erinnerte der Portugiese.

Mourinhos Vorgänger Pellegrini zeigte sich unterdessen leicht gekränkt. "Es hat weh getan, zehn Tage auf eine Entscheidung warten zu müssen. Das habe ich nicht verdient", meinte der Chilene. Der Umgang mit ihm sei ethisch nicht in Ordnung gewesen, weil Mourinho bereits als Nachfolger festgestanden sei. (APA/Reuters/dpa)