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Wenig gut läuft es in Wien beim Energieverbrauch und beim Verkehr. Beide Bereiche sind stärker gewachsen als prognostiziert. Daher sind auch die Treibhausemissionen in absoluten Zahlen angestiegen - von 8,1 Millionen Tonnen (1990) auf 9,2 Millionen (2006)

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Wien - Selbst über die Tatsache, dass Wien wieder zur Metropole mit der weltweit höchsten Lebensqualität gekürt wurde, wird in der Bundeshauptstadt gestritten. Für Bürgermeister Michael Häupl (SP) ist das Ergebnis eine Bestätigung, "dass Wien die sicherste Millionenstadt der Welt ist". Schwarze und Grüne sehen hingegen das bloß mittelmäßige Abschneiden Wiens beim detaillierten Umwelt- Ranking (Platz 44) als Scheitern der roten Umweltpolitik.

Luftverschmutzung und Verkehrssituation

Wie kann es aber sein, dass die Großstadt, der unter 221 Metropolen die höchste Lebensqualität bescheinigt wird, im Umweltbereich derart abstinkt? Im Rahmen der alljährlichen Mercer-Studie zur Lebensqualität von Managern wurde heuer der Bereich Umwelt genauer angeschaut. Zur Bewertung wurden die Kriterien Luftverschmutzung, Abwassersysteme, Wasserqualität, Wasserverfügbarkeit, Abfallbeseitigung und Verkehrssituation herangezogen. Die Höchstbewertung liegt bei jeweils zehn Punkten. Und während Wien bei Wasser und Abfallwirtschaft die volle Punktzahl abräumen konnte, liegt die Bewertung bei Luftverschmutzung bei sieben Punkten. Was den Verkehr, hier vor allem Staus, angeht, erreicht Wien mit fünf sogar nur die Hälfte der möglichen Punkte.

Mehr Autos unterwegs

"Diese beiden Bereiche werden allerdings in der Studie sehr stark gewichtet", erklärt Josef Papousek, der Geschäftsführer von Mercer Austria. "Bei der Luftverschmutzung könnte der Grund darin liegen, dass in Wien in der Rushhour einfach mehr Autos unterwegs sind als in anderen Städten." So ergebe sich für den Gesamtsieger Wien beim Umwelt-Ranking eben nur der 44. Platz.

Sieger im Eco-City-Ranking ist Calgary in Kanada

Sieger im Eco-City-Ranking ist übrigens Calgary in Kanada, gefolgt von Honolulu (USA). Erst auf dem dritten Platz ist mit Helsinki die erste europäische Stadt platziert - ex aequo mit Ottawa (Kanada). Bei der Gesamtstudie zur Lebensqualität liegt Calgary hingegen nur auf dem 28. Platz, Honolulu auf Rang 31, Helsinki auf dem 35. Platz und Ottawa auf dem 14.

CO2-Einsparungen

Dass der Verkehr in Wien weiterhin ein Problem darstellt, hat 2009 auch ein Evaluierungsbericht des Wiener Klimaschutzprogramms (KliP) durch die Österreichische Energieagentur gezeigt. Grundlegend wurde der Klimaschutzpolitik der Stadt ein gutes Zeugnis ausgestellt. Ein Ziel war, bis 2010 jährlich 2,6 Tonnen CO2-Äquivalent einzusparen. Bereits im Jahr 2007 wurde eine Reduzierung um 2,9 Tonnen erreicht.

Energieverbrauch stärker gewachsen

Weniger gut lief es beim Energieverbrauch und beim Verkehr, beide Bereiche sind stärker gewachsen als prognostiziert. Daher sind auch die Treibhausemissionen in absoluten Zahlen angestiegen - von 8,1 Millionen Tonnen (1990) auf 9,2 Millionen (2006).

Studie erhebt Bedürfnisse von Managern

Für Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Wiener Grünen, ist der 44. Platz im Umwelt-Ranking "ein Armutszeugnis". Die Mercer-Studie erhebe nur die Bedürfnisse von Managern. "Wer in Wien reich ist und es sich leisten kann, im Wienerwald zu wohnen, hat keine Klagen über die Umweltsituation. Wer aber am Gürtel oder an der Triester Straße wohnt, der leidet unter Schlafstörungen und Atemwegserkrankungen," so Maresch in einer Aussendung. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD Printausgabe 27.5.2010)