Die Belgrader Journalistin Bojana Barlovac hat sich im Rahmen des Journalistenaustausches zwischen BIRN und derStandard.at für das Online-Magazin Balkan Insight auf die Spuren der österreichischen Serben gemacht und zeichnet deren Weg in Richtung Minderheitenstatus nach.

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150 Jahre ist es her, dass die Serben in Wien ihre erste Kirchengemeinde gründeten. Nun wird bei manchen Exponenten der serbischen Community in Wien die Forderung nach der offiziellen Anerkennung als Minderheit laut. Die Gespaltenheit der Gruppe macht den Weg dorthin nicht leichter.

Volksgruppen-Initiative

Siebzig Vereine kümmern sich um die Belange der etwa 300.000 Serben in Österreich, von Einigkeit keine Spur, von Nationalisten bis Kommunisten reicht das Spektrum. Bis September, wenn das runde Jubiläum gefeiert wird, soll sich das nach dem Wunsch der Serbenvertreter ändern. Nicht nur die Vergangenheit macht die Veranstaltung in den Augen vieler Serben interessant, viele sehen darin auch den idealen Zeitpunkt einer Anerkennung ihrer Gemeinde als Volksgruppe, ähnlich jener der Kärntner Slowenen oder der Burgenlandkroaten. Angeregt hat dies Universitätsprofessor Wolfgang Rohrbach.

Rohrbach, der als Sohn einer serbischen Mutter und eines österreichischen Vaters von manchen Serben als idealer Vermittler in der Sache gesehen wird, will jedenfalls bis Herbst 80.000 Unterschriften sammeln, die er dann bei der Feier übergeben kann. "Dann könnten die Dinge recht einfach gehen."

Verfassungsexperte skeptisch

Rohrbachs Kollege, Verfassungsexperte Dieter Kolonovits vom Wiener Juridicum, erklärt die Rechtslage: "Grundsätzlich muss eine Gruppe seit zumindest drei Generationen oder hundert Jahren im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft sein sowie ihre eigenständige Sprache und Kultur pflegen." Der Jurist bezweifelt aber, dass diese Kriterien auf die Serben zutreffen. Die meisten der in Österreich lebenden Serben seien als Gastarbeiter in den 60er-Jahren nach Österreich gekommen.

Ginge der Antrag durch und die österreichischen Serben bekämen Minderheitenstatus zugesprochen, könnten die serbischen Vereine neben höheren Förderungen auch auf serbischsprachige Schulen und Zeitungen zählen. Die entscheidende Rolle, so Dragiša Vasiljević von der Union der Serben in Österreich, kommt dabei der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde zu: "Die Kirche ist die Einzige, die uns alle einen kann."

Kirche schließt Einflussnahme aus

Pater Krstan Knežević von der orthodoxen Gemeinde Sankt Sava in Wien schließt jede politische Einflussnahme seiner Kirche aus: "Die Initiative muss vom serbischen Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten ausgehen." Dort weist man auf die mangelnde Einigkeit der österreichischen Serben hin und merkt an, dass "die österreichischen Behörden schon jetzt sehr freundlich mit den dort lebenden Serben umgehen." (red, derStandard.at, 27.5.2010)