Gewalt gegen Frauen ist in Indien ein Tabuthema; es gibt kaum Einrichtungen, in denen Frauen offen über Vorfälle häuslicher Gewalt sprechen können. Gewalt gegen Frauen ist kein Privatproblem der Betroffenen, Gewalt gegen Frauen ist nicht mit männlicher Aggressivität oder kulturellen Praktiken zu entschuldigen, Gewalt gegen Frauen muss thematisiert und enttabuisiert werden.
Der National Family Health Survey India (NFHS) spricht eine deutliche Sprache:
21
Prozent der verheirateten Frauen in Indien werden seit ihrem 15.
Lebensjahr von ihren Ehemännern, Schwiegereltern oder anderen Personen
misshandelt. Alle drei Minuten wird in Indien ein Verbrechen gegen
Frauen begangen, alle 29 Minuten wird eine Frau vergewaltigt, alle 77
Minuten gibt es - angezeigte - Todesfälle aufgrund von
Mitgiftstreitigkeiten.
Kampagnenstart gegen das Tabu
"Männer haben Kraft, aber nicht, um zu schlagen!" Das ist die Botschaft der Anti-Gewalt-Kampagne von Frauen ohne Grenzen und des Sensibilisierungstrainings, das in Neu Delhi, Chennai, Lucknow und Mumbai mit der indischen Partnerin Archana Kapoor und ihrer NGO SMART gemeinsam entwickelt und durchgeführt wurde.
Die Initiative wurde vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) unterstützt. Peace Starts at Home! ist ein Modellprojekt für positive männliche Partizipation und Aktion und ein erster Schritt und die Grundlage für eine landesweite Kampagne in Indien.
In Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen ExpertInnen und auf Basis einer Umfrage in Familien, die von Gewalt betroffen sind, wurde ein Trainingshandbuch erarbeitet, mit dem SozialarbeiterInnen und NGO-MitarbeiterInnen ausgebildet werden, um mit Männern und Frauen gemeinsam konstruktive Wege aus der Gewalt zu finden.
"Männer machen Frieden, diesmal zu Hause und nicht auf der Weltbühne!"
So lautet der Slogan der "Frauen ohne Grenzen"-Kampagne, die im Rahmen dieses Projektes in Indien gestartet wurde. Archana Kapoor hat einen begleitenden Film zum Projekt gedreht, der sowohl als Trainingsunterlage als auch als Motor für eine nationale und internationale Bewusstseinsbildungskampagne genutzt werden kann. (red)