Wien - Färbt man ein Stück Würfelzucker und stellt es in eine mit Wasser gefüllte Schale, sieht man anschaulich, wie Moleküle die "Grenze" ihres Würfels überschreiten und zunehmend die umgebende Flüssigkeit färben. Lässt man dieses Experiment Kinder selbst machen, sind sie mit Feuereifer dabei. Schnell überschreitet die Farbe Zucker und Schale und breitet sich in Form von Farbspritzern auf Tisch und Kleidung aus. Das führt bei Betreuern zwar zu Stress, ist aber auch eine Form der Grenzüberschreitung - und damit durchaus im Sinne des Ausstellungsprojekts "Grenzgenial" des Science-Center-Netzwerks, das am Donnerstag im Technischen Museum Wien (TMW) vorgestellt wurde.
Die - nicht nur in Politik, sondern auch in Physik, Biologie, Technik oder im zwischenmenschlichen Kontakt - allgegenwärtigen Grenzen sind Ausgangspunkt des zweiten großen Projekts des Vereins Science-Center-Netzwerk, der die im Bereich Wissenschaftsvermittlung bestehenden Initiativen und deren Aktivitäten in Österreich bündelt, so die Vereinsvorsitzende Margit Fischer. Wie solche Grenzen entstehen, was sie bewirken und wer sie definiert, können primär Kinder und Jugendliche, aber auch "alle, die noch nicht verlernt haben, neugierig zu sein", in der Ausstellung "Grenzgenial - Grenzen der Wissenschaft erforschen - gemeinsam Horizonte erweitern" entdecken.
Interaktive Stationen
19 interaktive Stationen aus unterschiedlichen Wissensgebieten, alle zum Angreifen bzw. Mitmachen und von verschiedenen Partnern des Netzwerks beigesteuert, laden zu einem spielerischen Umgang mit dem Thema ein. Absolute Grenzen wie jene der Lichtgeschwindigkeit lassen sich anhand eines Modell des Teilchenbeschleunigers LHC am CERN (in Genf, Schweiz) ebenso untersuchen wie Grenzen der Wahrnehmung in einem Zerrraum oder Dinge ohne Grenzen wie ein Möbiusband bzw. psychologische Grenzen bei der Annäherung zweier Personen. Betreuer der Stationen bieten Anregung und Unterstützung bzw. führen mit Gruppen Workshops durch.
Weil das Science-Center-Netzwerk noch "viel mehr Potenzial hat", so Geschäftsführerin Barbara Streicher, überschreitet das Projekt auch die Grenzen des Technischen Museums: Im Herbst ist eine weitere Ausstellung in Graz mit einem leicht abgewandelten Thema ("Überschreiten von Grenzen") geplant. Weiters bieten andere Museen, Universitäten und Institutionen in ihren Einrichtungen bzw. im öffentlichen Raum "Grenzgenial-Zonen" an. Etwa das "Vienna Open Lab" mit dem Workshop "Kinder, wir haben die Zelle geschrumpft", das ZOOM Kindermuseum mit Soundworkshops oder die Akademie der Wissenschaft, wo man sich seine grenzgeniale Welt bauen kann.
Die kurze Dauer der Ausstellung im Technischen Museum mit fünf Wochen begründete Direktorin Gabriele Zuna-Kratky übrigens mit dem hohen Betreuungsaufwand und den damit verbundenen Kosten - also begrenzten Ressourcen, was wiederum zum Thema passt. (APA)