Berlin - Die deutschen Verbraucherpreise sind im Mai so stark gestiegen wie seit rund eineinhalb Jahren nicht mehr. Höhere Ölpreise trieben die jährliche Teuerungsrate wie erwartet auf 1,2 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mit. "Das ist der höchste Wert seit November 2008 mit 1,4 Prozent", sagte ein Statistiker. "Dafür sorgten vor allem starke Preiserhöhungen bei leichtem Heizöl und Kraftstoffen." Sinkende Gaspreise dämpften dagegen die Inflation.

Im April hatte es noch ein Plus von 1,0 Prozent gegeben. Von April auf Mai zogen die Preise um 0,1 Prozent an. Trotzdem liegt die Inflationsrate noch deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank: Sie sieht stabile Preise bis zu Werten von knapp unter zwei Prozent gewährleistet. Die meisten Experten sagen für 2010 eine durchschnittliche Teuerungsrate von rund einem Prozent voraus. 2009 lag sie bei 0,4 Prozent.

Experten warnen trotz des Anstiegs vor Inflationspanik. "Inflationsdruck existiert gegenwärtig nicht", sagte Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus. "Die Unternehmen sind derzeit nicht in der Lage, höhere Preise am Markt durchzusetzen und damit gestiegene Einkaufskosten weiterzureichen." Ein Grund dafür sei, dass sich Verbraucher mit größeren Anschaffungen zurückhielten, weil sie wegen der hohen Staatsschulden mit Subventionskürzungen und höhere Steuern rechneten. "Das dämpft die Nachfrage und damit wiederum den Preisdruck", sagte Schilbe.

Das Statistische Bundesamt hat die Schätzung auf der Basis von Ergebnissen aus sechs Bundesländern erhoben. Die endgültigen Ergebnisse werden am 10. Juni veröffentlicht. (APA/Reuters)