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Archivbild eines Hais vor der Küste Floridas ... George Burgess hat die Haiangriffe näher untersucht.

Foto: AP/Lou Toman

Gainesville - Wer einen Haiangriff unbedingt am eigenen Leib erfahren möchte, sollte an einem Sonntag rund um Neumond an die Atlantikküste Floridas bei Daytona Beach surfen gehen. Zu empfehlen sind weiters seichte Küstenabschnitte und ein schwarzes oder weißes Badekostüm. Das berichten zumindest Forscher der University of Florida im zweiten Band des Buches "Sharks and their Relatives", das soeben erschienen ist.

Floridas Landkreis Volusia County wird oft als "Welthauptstadt der Haiattacken" bezeichnet, findet doch jeder fünfte derartige Vorfall weltweit hier statt. Warum, wo und wann Haie zum Angriff schreiten, wollten die Wissenschaftler nun erheben. Sie nahmen dazu Statistiken unter die Lupe, die seit 1956 in einem eigenen "Shark Attack File" geführt werden. Zusätzlich campierte einer der Forscher ein ganzes Jahr lang am Strand und beobachtete das Verhalten der Badenden.

Ergebnisse

Eine logische Erkenntnis dabei: Je mehr Menschen sich im Wasser befinden, desto größer ist auch die Chance, dass jemand auf einen Hai stößt. Besonders Surfer lassen sich ins Wasser locken, da sie mit den Sandbänken und guten Wellen des Küstenstreifens geradezu ideale Bedingungen vorfinden. Ihre Hand- und Beinbewegungen im Wasser provozieren die hier beheimateten Spinnerhaie und Schwarzspitzen-Riffhaie - sie beißen zu. "Im trüben Wasser können die Tiere Menschen kaum von ihren üblichen Opfern unterscheiden", erklärt Studienleiter George Burgess vom Museum of Natural History.

Allerdings enden die Haiangriffe im Volusia County in der Regel bei weitem nicht so tragisch, wie man aus Filmdarstellungen schließen könnte. Fast immer gelingt den Opfern die Flucht ohne ernsthafte Verletzung. "Alle Vorfälle gleich als Attacken zu bezeichnen ist irreführend, da die Folgen oft nicht schlimmer als ein Hundebiss sind. In Florida reden wir von zwei-Meter-Haien, die sich auf kleinere Fische spezialisieren. Beim ungleich größeren Weißen Hai in Kalifornien verläuft ein Angriff freilich anders", so Burgess.

Protokollierte Angriffe

Im untersuchten Küstenabschnitt gab es bisher 231 Angriffe, wobei 220 detailliert protokolliert wurden. Diese bildeten die Datengrundlage der Untersuchung. Die Opfer sind fast ausschließlich junge Männer weißer Hautfarbe, da sie auch statistisch die meiste Zeit im Wasser verbringen. Fußbisse sind die Regel, in selteneren Fällen erwischt der Hai einen Arm. Betroffen sind zu 61 Prozent Surfer, wie auch die häufigste Angriffszeit am frühen Morgen und späten Nachmittag den Zeiten entspricht, an denen die Wellen am höchsten sind. "Zu diesen Tageszeiten sitzen die meisten Surfer auf ihrem Brett oder warten stehend auf die beste Welle", so der US-Forscher.

Haie seien übrigens keine "Wochenendkrieger", heißt es in der Mitteilung der University of Florida. Die Anzahl der Angriffe hängt vielmehr mit der Freizeit zusammen, die Menschen zur Verfügung steht - und damit einer erhöhten Begegnungschance: Die wenigsten Angriffe gibt es am Mittwoch, die meisten am Sonntag, gefolgt von Samstag und Freitag. Mit der erhöhten Zahl von Menschen am Strand, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Attacke. Das zeigt sich auch während der Badesaison: Von Mai bis Oktober werden mehr Angriffe von Haien gemeldet. Der Höhepunkt liegt im August. (pte/red)