Booz & Company hat Führungsverantwortliche aus Medienunternehmen in Europa, Asien, den USA und dem Nahen Osten zu Status quo und Zukunft der Branche befragt. Ergebnis der Studie der Strategieberater: Die Medienbranche geht finanzstark und optimistisch aus der Krise hervor.
70 Prozent der Medienmanager gaben an, dass ihr Unternehmen auf einer gesunden, guten oder sehr guten Finanzbasis stehe. 74 Prozent glauben, dass ihr Unternehmen unverändert oder sogar in einer besseren Verfassung aus der Krise hervorgehen werde. Im Print-Segment bezeichneten "nur" 34 Prozent die finanzielle Situation des eigenen Verlags als angespannt.
Bedeutung digitaler Inhalte nimmt zu
Der Umsatzanteil digitaler Inhalte steigt danach von 19 Prozent 2009 auf 36 Prozent im Jahr 2015. Der Display-Werbung wird allerdings ein Absturz prognostiziert: Konnte diese Werbeform bisher noch über die Hälfte des weltweiten Werbevolumens auf sich vereinen, wird sie bis 2015 auf 29 Prozent sinken.
In den Führungsetagen der Medienhäuser bestimmen laut Booz & Company die Herausforderungen der Digitalisierung die Agenda. Erstaunlich: Für 57 Prozent haben demnach digitale Revolution und neue Konsumentengewohnheiten die Branche ins Schleudern gebracht - nicht die globale Wirtschaftskrise.
Mobile Endgeräte "elektrisieren die Branche"
"Die Medienindustrie geht gerade einen strategischen Rebound an. Mobile Endgeräte wie das iPad elektrisieren die gesamte Branche. Sie lassen Geschäftsmodelle mit kostenpflichtigen Inhalten wieder als realistisch und langfristig profitabel erscheinen", erklärt Thomas Künstner von Booz & Company.
Fast 70 Prozent der Befragten nennen die Entwicklung neuer Geschäfts- und Vertriebsmodelle als die wichtigste strategische Aufgabe ihrer Management-Agenda. 52 Prozent der Verantwortlichen planen, in digitale Geschäftsmodelle zu investieren. Aber 90 Prozent gaben an, dass fehlende Innovationsbereitschaft und Flexibilität ihres Unternehmens die Erfolgschancen neuer Online-Geschäftsmodelle mindern würden.
Synergien ausschöpfen
Prozess- und Kostenoptimierung in den traditionellen Geschäftsbereichen bleibt eine wichtige Aufgabe. "In den kommenden Jahren ist es für CEOs der Medienindustrie entscheidend, die Balance zwischen Investitionen in innovative Geschäftsmodelle und Kostenmanagement zu finden", meint Timo Benzin, Medienexperte von Booz & Company. "Die Zentralisierung redaktioneller Kompetenzen, die große Verlage in Deutschland eingeführt haben, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Bei der Umsetzung gibt es zum Teil aber noch Verbesserungsbedarf. Zudem müssen gezielt weiter Synergien von Online, Print, Audio und Bewegtbild sowohl auf der Produktions- als auch auf der Vermarktungsseite ausgeschöpft werden - und das erfordert Investitionen in Technik wie Know-how."
Am stärksten betroffen von der weltweiten Wirtschaftskrise war das Print-Segment: 40 Prozent der Befragten gaben direkte negative Auswirkungen auf ihr Geschäft an, im Bereich TV und digitale Medien nur 29 Prozent. Dafür erwarten Print-Anbieter in den kommenden Jahren auch den größten Wachstumsschub bei digitalen Inhalten: Anbieter konvergenter Medienangebote wollen bereits 2015 28 Prozent ihres Umsatzes mit digitalen Angeboten erwirtschaften (2009: 11 Prozent). "Der Medienmarkt konsolidiert sich in den kommenden fünf Jahren weiter. Wir werden eine Reihe von integrierten Angeboten beziehungsweise Kooperationen zwischen Verlagen, Vermarktern und Sendeanstalten sehen. Dabei sind zwei Faktoren erfolgskritisch: Mut zur Innovation und Qualität", so Künstner. (red)