Salzburg - Haben schon die bisher fünf Tage mit Zeugenbefragungen im Olympia-Untersuchungsausschuss des Salzburger Landtages eine ganze Reihe skurriler, dubioser, auch schräger Details im Sumpf um Salzburgs Bewerbung für die Winterspiele 2014 ans Licht der Öffentlichkeit gespült, steuert das Aufklärungsprojekt am kommenden Dienstag (1. Juni) einem ersten Höhepunkt entgegen: Geladen ist der langjährige Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), Heinz Jungwirth, und der will auch aussagen, wie Ausschuss-Vorsitzende Astrid Rössler (Grüne) ankündigte.
Über ein Viertel Jahrhundert hatte er die Fäden der Österreichischen Olympia-Bewegung gezogen, ehe er sich im Februar 2009 dem immer stärker werdenden Druck der Öffentlichkeit wegen Ungereimtheiten bei Salzburgs Kandidatur beugte und das Handtuch warf. Konkret ging es um einen Förderverein, von dessen Existenz die meisten Akteure erst im Nachhinein erfahren haben. Und zwischen diesem Verein und der Bewerbungsgesellschaft gab es Geldflüsse, die bis heute Rätsel aufgeben, den Verdacht von Schweigegeld-Zahlungen an den früheren ÖSV-Langlauf- und Biathlontrainer Walter Mayer aufbrachten und sowohl die Staatsanwaltschaft als auch den Salzburger Landtag beschäftigen, die diese auf strafrechtliche Relevanz bzw. die politische Verantwortung überprüfen.
In der Folge schlitterte das gesamt ÖOC in eine schwere Krise, im Herbst 2009 zog sich dann auch Präsident Leo Wallner zurück. Die neue Führung setzte eine Untersuchungskommission ein, die vor wenigen Wochen den Abschlussbericht vorlegte. Demnach ist derzeit nicht aufklärbar oder nachvollziehbar, wohin im Zeitraum von Jänner 2003 bis Frühjahr 2009 rund 4,6 Millionen Euro geflossen sind. Unter anderem fanden sich Rechnungen für einen Rasentraktor, Feintuning für einen Porsche, Privatflüge für Familienmitglieder, Werkzeuge wie Bohrer und Schlagschrauber oder einen VW-Bus mit Luxusausführung in der Buchhaltung.
Die bisherigen Befragungen im Salzburger Ausschuss - hier geht es nur um die Kandidatur für 2014 - ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass Jungwirth neben den zweimal wechselnden Geschäftsführern der Bewerbungsgesellschaft und dem Salzburger Bürgermeister und Chef des Aufsichtsrates, Heinz Schaden (S), den meisten Überblick über die Abläufe gehabt haben dürfte. Doch während sich die drei Geschäftsführer Fedor Radmann, Rudolf Höller und Gernot Leitner laut ihrem gemeinsamen Anwalt der Aussage vor dem Landtag entschlagen wollen, weil die Staatsanwaltschaft gegen sie ermittelt, habe ihr Jungwirth angekündigt, dass er Rede und Antwort stehen wolle, so Ausschuss-Vorsitzende Rössler. Als ebenfalls Verdächtiger im Strafverfahren hätte auch er das Recht auf Entschlagung.
Und auch ein weiterer Zeuge, der über die ganze Bewerbungsphase nahe an der Schaltstelle agierte, wird am kommenden Dienstag befragt: Der Berater und Stratege Erwin Roth, dessen Aussage-Freudigkeit aber ohnedies kaum jemand bezweifelt, - er ist der fünfte Verdächtige, den die Strafverfolgungsbehörde derzeit im Visier hat.
Schließlich ist mit dem früheren Wirtschaftskammer-Direktor Wolfgang Gmachl noch ein dritter Zeuge für den wohl langen Ausschuss-Tag eingeladen. Gmachl war Triebfeder der Kandidatur und auch bei nahezu allen Sitzungen des Aufsichtsrates anwesend. (APA)