Das, was jetzt zum Schluss noch dargeboten wurde, war nichts anderes mehr als ein Akt der wechselseitigen Provokation (wenn SVA-Obmann Christoph Leitl den Ärzten via Medien ein Moratorium vorschlägt), ein Wettbewerb der gekränkten Eitelkeiten (wenn die Ärztekämmerer in Zeiten, in denen sie besonders präsent sein müssten, geschlossen im Ausland weilen), ein Aufzeigen der eigenen politischen Unzulänglichkeit (wann, wenn nicht jetzt, muss ein Gesundheitsminister lautstark Position beziehen?).

Leidtragende dieses Schauspiels sind jene über 400.000 Personen, die ausschließlich bei der Gewerbeversicherung versichert sind. Wie es aussieht, müssen sie ab Dienstag ihren Arztbesuch bar bezahlen - und bekommen nur einen Teil der Kosten ersetzt. Und das bei gleich bleibenden Versicherungsbeiträgen - und Pflichtversicherung! Aber das kümmert diejenigen, die in ihre Funktionen gewählt wurden, um Lösungen zu finden, offenbar nicht. In schlechter Gewerkschaftermanier verteidigen die Ärzte ihre Pfründe.

Dabei ist klar, wohin die Reise gehen muss: gleicher Beitrag für gleiche Leistungen. Es lässt sich nicht mehr argumentieren, warum etwa Laboruntersuchungen für SVA-Patienten ein Vielfaches des Gebietskrankenkassen-Tarifs kosten. Auch historische Argumente gelten nicht mehr: Ein Drittel der SVAler sind heute "Ich-AGs", die finanziell oft schlechtergestellt sind als Arbeiter und Angestellte. (Karin Moser, DER STANDARD, Printausgabe, 28.5.2010)