Hochner-Preisträger Franz Kössler

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Als Bürger Italiens und Österreichs und als langjähriger ORF-Journalist warnt Franz Kössler, das Phänomen Berlusconi ist kein europäischer Sonderfall: „Die Gefahr droht jeder Gesellschaft, die kritische Medien nicht schätzt und fördert." Kössler erhielt Donnerstagabend den Robert-Hochner-Preis der Journalistengewerkschaft für engagierten TV-Journalismus.

Gewerkschafter Franz C. Bauer hatte da schon auf die Verteilung öffentlicher Inseratenbudgets in Österreich angespielt: „Wenn Regierungen mit öffentlichen Mitteln statt Vielfalt Einfalt fördern, dann ist das nicht besser als direkte Eingriffe in die Redaktionen."

„Der Boulevard schürt Ressentiments, treibt die Politik vor sich her - und macht damit gute Geschäfte", sagte Kössler. Verantwortungsvoller Journalismus hingegen komme unter wirtschaftlichen Druck. Öffentlich-rechtliche Sender, die per Definition dem Renditedruck entzogen sein sollten, erlebten genau diesen Druck. Kössler ging selbst im Zuge eines Frühpensionierungsprogramms des ORF, das sparen helfen sollte.

Das Gezerre ums ORF-Gesetz sei doch nur „Machtkampf um Posten und Einfluss", sagte Kössler. Extra Millionen, die der ORF brauche, würden „von Personalentscheidungen abhängig gemacht." Und „je durchschaubarer dieses Prinzip wird, desto mehr leugnet es die Politik". Auch da bleibe Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Kössler sieht die Medien als „unabhängige Katalysatoren der politischen Diskussion in Gefahr". (fid)