Dumm gelaufen für Google. Eigentlich sollten seine Kameraautos Straßenzüge für Landkarten abfotografieren und Standorte drahtloser Wifi-Internetzugänge protokollieren. Diese Standorte - bei denen der Inhaber des Netzes nicht bekannt ist - dienen als Ersatz für die Satellitennavigation GPS. Sie wären also durchaus auch im Interesse von Staaten, die 2,4 Milliarden Euro für das EU-Satellitennavigationssystem Galileo aufwenden.

Aber Google baute auch noch gleich ein Schnüffelprogramm mit ein und las "irrtümlich" im Datenverkehr mit. Der Konzern gab das zu, streute Asche auf sein Haupt und ist am Freitag der Aufforderung der Datenschutzkommission zur Löschung der angefallenen Daten nachgekommen.

Dass die Kommission jetzt offenbar nicht zur Tagesordnung übergehen will und vorübergehend Google Street View stoppte, ist eine vernünftige Reaktion. Die als Panne dargestellte Aktion ist ein Übergriff des Konzerns und bedarf ausführlicher Beleuchtung.

Die wohl illegale Schnüffelei sollte jedoch kein Vorwand dafür sein, Street View als Ganzes abzudrehen. Die Diskussion, ob man auch online sehen darf, was öffentlich zu sehen ist (Häuser und unkenntlich gemachte Personen und Autoschilder), muss unabhängig davon geführt werden. Und es wäre merkwürdig, wenn eine Gesellschaft, die gerade ein Verbot der Gesichtsverschleierung erwägt, künftig eine virtuelle Burka für Häuser verlangt. (Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe, 28.5.2010)