"Sie haben gelernt, sich aufeinander zu verlassen und einander beizustehen", philosophiert der alte Mann Frank Hoffmann im aktuellen News über das Wesen der Burgenländer. Dass er das so sieht, lässt einen geborenen Burgenländer beinahe laut lachen. Hoffmann muss es ja wissen, schließlich ist sein Duz-Freund Helmut Bieler praktischerweise burgenländischer SP-Landesrat für Finanzen und Kultur. An Förderungen für Hoffmanns Kunst-Projekte mangelt es demnach nicht und es ist auch keine Überraschung, dass er es ungern sehen würde, wenn die SPÖ ihre Absolute verliert.

Es ist keine Seltenheit, dass Betreiber einzelner Kulturwerkstätten erzählen, man drohe ihnen mit dem Entzug von finanziellen Mitteln, sollten sie eine andere Partei bzw. eine Plattform, die jene Alleinherrschaft der SPÖ ankreidet, unterstützen. Auch das ist das Burgenland unter der Oberhoheit der SPÖ. Ein Land, in dem die Vermischung von Freundschaften und Ämtern ein Ausmaß erreicht hat, das der Bezeichnung einer aufgeklärten Demokratie spottet. Ein Land, in dem der Landeshauptmann Soldaten gegen jede Vernunft in Dörfern und Städten aufmarschieren lässt, für dieses "subjektive Sicherheitsgefühl" vom Steuerzahler 22 Millionen Euro kassiert und von Boulevardmedien dafür als "starker Mann" abgefeiert wird. Onkel Hans und Familie dürfen sich gleichzeitig über seitenlange Burgenland-Werbungen freuen. Ein Land, in dem der oberste Politiker bei Veranstaltungen nicht auf Ausländerbeschimpfungen des Publikums reagiert, sondern gemächlich auf einer Populismuswelle dahintümpelt.

Und dennoch ruhen alle Hoffnungen der Kanzlerpartei auf diesem Mann und der Wahl am Sonntag. Denn sollte Niessl es schaffen die Absolute zu behalten, würde er damit bundespolitisch für eine Kehrtwendung sorgen. Werner Faymann wäre nicht länger der Wahlverlierer, er könnte einen Erfolg verbuchen und hätte etwas Rückenwind für die anstehenden wichtigen Landtagswahlen in der Steiermark und in Wien. Dass es ein Erfolg wäre, der auf Kosten der Vernunft ginge, interessiert hier keinen mehr. Auf die Burgenländer kann man sich eben scheinbar verlassen. (nik, derStandard.at, 28.5.2010)