Dem italienischen Telekommunikationsunternehmen Telecom Italia und dem Mutterkonzern Pirelli ist es gelungen, einen Prozess wegen mutmaßlicher Korruption abzuwenden, indem sie dem italienischen Staat und Zivilklägern 7 Mio. Euro zahlen. Dies wurde am Freitag von einem Mailänder Untersuchungsgericht beschlossen.

In den Sog der Ermittlungen waren insgesamt 30 Personen geraten. Sie sollen Privatdetektiven in Florenz vertrauliche Informationen über die Steuersituation mehrerer Personen weitergegeben haben. Hauptangeklagter ist der ehemalige Sicherheitsverantwortliche bei Telecom Italia, Giuliano Tavaroli. Ihm wurde illegales Abhören von Privatpersonen und Korruption vorgeworfen. Er wurde deswegen am Freitag zu vier Jahren Haft verurteilt.

Im Schatten

Nach Angaben der Ermittler war im Schatten der Telecom Italia über Jahre hinweg ein Spionagezentrum gewachsen, das in der Geschichte des Landes beispiellos ist. Tavaroli standen 500 Telecom-Angestellte zur Verfügung, um alle möglichen Informationen zu sammeln. Die Zahl der illegal Abgehörten, darunter mehrere Politiker und Unternehmer, belief sich auf mehr als 100.000.

Zudem, so die Vorwürfe der Ermittler, seien durch Bestechung Nachrichten über die Datenbanken des Innen-, Wirtschafts- und Justizministeriums ge- und verkauft worden. Diese riesige private außergesetzliche Telecom-Datenbank hatte eine direkte Verbindung zum italienischen Geheimdienst Sismi. In den Fall war auch die Ex-Nummer Zwei des Sismi, Marco Mancini, verwickelt. Dieser wurde jedoch am Freitag freigesprochen, weil er unter dem Schutz des Staatsgeheimnisses stand und mehrere Vorwürfe, die ihm zur Last gelegt wurden, verjährt sind.

Die Staatsanwälte hatten Pirelli und Telecom Italia fehlende Aufsicht über Tavarolis Arbeit vorgeworfen. Sie wurden daher der Korruption mitbeschuldigt. Nicht von den Ermittlungen betroffen war der Chef von Pirelli, die frühere Nummer Eins der Telecom Italia, Marco Tronchetti Provera. Die Ermittler konnten nicht feststellen, dass er über Tavarolis Abhöraktion informiert war. Zwölf weitere Personen müssen sich noch vor Gericht verantworten. Der Prozess beginnt am 22. September in Mailand. (pte)