Pretoria/Wien - Die besten Fußballer der Welt sollten in Südafrika ihr Geld lieber in den Banksafe legen. Sonst könnte es ihnen so wie dem Team von Kolumbien gehen. Aus dessen Hotelzimmern verschwanden am Donnerstag, nach einer 1:2-Testniederlage gegen die WM-Gastgeber mehr als 2000 Euro. So erging es im Vorjahr während des Confederations Cup auch den Kickern aus Ägypten und Brasilien - Bargeld weg.

Diebstähle sind aber vergleichsweise harmlos: 18.148 Morde weist die offizielle Polizeistatistik im Land mit fast 49 Millionen Einwohnern für die "Saison" 2008/09 aus. Umgerechnet auf je 100.000 Einwohner sind das erschreckende 37,3 Morde (siehe Grafik). Zum Vergleich: In Österreich waren es im Jahr 2008 insgesamt exakt 43 Fälle, im Vorjahr musste die Exekutive 40 Mordanzeigen schreiben, sagt Alexander Marakovits vom Bundeskriminalamt. Die Rate pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen Jahren lag stets bei 0,5 bis 0,6.

Gefährliches Kapstadt 

In Südafrikas Städten ist die Lage noch schlimmer. 60 Morde pro 100.000 Einwohner registrierte man 2007/08 etwa in Kapstadt, liest man in einer Studie der Stadtverwaltung. Allerdings zeigt die Untersuchung auch, wie unterschiedlich das Risiko ist. In lediglich fünf der 58 Polizeidistrikte ereignen sich 44 Prozent aller Delikte. Betroffen sind infrastrukturschwache Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit und Armut.

Bei der Eigentumskriminalität ist die Lage nicht viel besser. Beispiel Carjacking, ein Delikt, das in Österreich praktisch unbekannt ist und in den Statistiken nicht extra ausgewiesen wird. In Südafrika werden fast 31 von 100.000 Menschen von Tätern unter Waffengewalt aus dem Auto gezerrt. In der Provinz Gauteng, in der Johannesburg liegt, ist dieser Wert mehr als doppelt so hoch. 73 von 100.000 Lenkern sind betroffen.

Bei den Gewaltdelikten wie Tötungen und der Gesamtkriminalität ist seit den Jahren 2002/03 allerdings ein Rückgang zu verzeichnen. Ein Problem bleibt aber die Kriminalität im Zusammenhang mit Drogen. Die ist beständig im Steigen.

Massive Personalaufstockung soll die Sicherheit der Fußballer und Fans garantieren, versprechen Regierung und WM-Organisatoren. 47.000 Polizisten werden exklusiv beim Event im Einsatz sein. Bereits am 1. April hat die Armee der Polizei die Patrouillen entlang der Grenzen des Landes abgenommen. Auch die Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, um Drogenschmuggel und Menschenhandel zu verhindern, wurde intensiviert. (DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 29. Mai 2010, moe)