Die Spekulanten sind nicht schuld an der Krise, sagt ÖVP-Obmann Karl-Heinz Kopf im STANDARD-Interview. Die Ursache sei vielmehr die enorme Verschuldung der Staaten, die - und das deutet Kopf nur an - auf diese Weise einen überdimensionierten Sozialstaat finanzieren. "In Wahrheit haben wir alle über unsere Verhältnisse gelebt."
Diese Art der politischen Ökonomie ist deutlich unpopulärer als das Spekulanten-Bashing, das die SPÖ betreibt. Seit Kanzler Faymann so heftig dafür ist, die Spekulanten mit einer Finanzsteuer zu bestrafen, gehen seine Werte in die Höhe.
Interessieren irgendjemand die Fakten ? Die Realität ist, dass selbstverständlich die Staaten zu viel (darunter auch Teile des Sozialstaates) auf Schulden finanzieren. Das lockt die Finanzindustrie an, die auf eine Verschlechterung der Bonität dieser Staaten (und ihrer Währung, des Euro) spekuliert. Die Finanzindustrie ist aber ebenfalls viel zu groß geworden, sie hat mit der Realwirtschaft, die also echte Dinge und Leistungen produziert, fast nichts mehr zu tun. Gleichzeitig schreitet, gerade in den Zentren der Finanzwirtschaft wie USA und GB die Entindustrialisierung besonders stark voran. Schuld sind also ausufernde Staatsverschuldung und überdimensionierte Finanzspekulation ziemlich zu gleichen Teilen. Wie wär's damit, mit einseitigen Schuldzuweisungen aufzuhören und an die Bekämpfung der Ursachen zu gehen? (Hans Rauscher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.5.2010)