Bild zum Prostitutionsartikel,
Bild zum Bericht über Anrainerproteste

Fotos: STANDARD/Corn/Newald

und das schräge Endergebnis gescheiterten Bemühens.

Fotos: STANDARD/Corn/Newald

Die "Schwarze Kunst": Früher einmal ist mit dieser in Kontakt gekommen, wer mit dem Buchdruck zu tun hatte und mit der Zeitungsherstellung. Der Name leitet sich von der Druckerschwärze her, mit der einstens die mit großer Kunstfertigkeit auf großen Stahlplatten zusammengebauten Bleilettern eingefärbt wurden. Heute ist das alles ein wenig anders, sauberer, man kommt ohne diese klebrige schwarze Paste aus, Computer haben das Regiment übernommen. Die Angelegenheit ist damit auch ein bisschen komplizierter geworden, mitunter erschaffen wir deshalb ungewollt wahre Kunstwerke.

Das aktuelle Beispiel lieferten wir in der Donnerstagausgabe. Die Leserschaft in Wien und Niederösterreich fand ein Bild vor, das eine vor einer Kirche versammelte Menschenmenge zeigte - und darüber gedruckt die lasziv wirken wollende Werbung eines Animierlokales. Man mag sich gefragt haben, was uns diese Bildverfremdung sagen soll, zumal es im dazugehörenden Text um einen Bürgerprotest gegen ein türkisches Kulturzentrum ging. Subtiler Protest gegen kleinbürgerliche Engstirnigkeit, Hinweis auf einen Kampf der Kulturen? Es lohnt sich nicht, viel hineinzugeheimnissen. Es wurde einfach ein Artikel getauscht - wir tun dies, weil wir für wichtig halten, was vor den Haustüren unserer Leserschaft los ist, folglich wechseln wir Wien-Berichte mit anderen Nachrichten aus dem Land. Wo also in der ersten Ausgabe von der scheinheiligen Prostitutionsregelung in Vorarlberg die Rede war, ging es später um Anrainerbeschwerden gegen ein Kulturzentrum für Muslime in Wien. Das Bild aus der ersten Ausgabe blieb leider erhalten, als das neue Foto dazukam. Das kommt heraus, wenn der Computer als "Black Box" die "Schwarze Kunst" ablöst.

Nächstes Thema: Schwarze Pest, gemeint ist die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Wir haben das "erdölhaltige Meerwasser an die kalifornische Küste" schwappen lassen. So weit - vom Atlantik in den Pazifik - hat sich der Ölschleim glücklicherweise noch nicht ausgebreitet. Die an den Golf angrenzenden US-Bundesstaaten sind Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida. (Otto Ranftl, Leserbeauftragter/DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.5.2010)