SPÖ-Stadträtin Wehsely: "Patienten werden sich fragen: Muss ich wirklich zum Arzt?"

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Wien - Mit 1. Juni droht ein mehrmonatiger vertragsloser Zustand zwischen Ärztekammer und Sozialversicherung der Gewerbetreibenden (SVA). Leidtragende sind die rund 420.000 Patienten, die bei der SVA versichert sind: Sie werden für die Behandlung bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Fachärzten selbst zahlen müssen. Erst nachträglich können die Rechnungen bei der SVA eingereicht werden, rückerstattet werden höchstens 80 Prozent der Rechnungssumme.

Wehsely: ÖVP macht Druck auf Patienten

Sonja Wehsely kritisiert darum gegen einen angeblich ersten Versuch, das Gesundheitssystem umzubauen. Die Wiener SPÖ-Gesundheitsstadträtin vermutet, die ÖVP wolle mithilfe ihr nahstehender SVA-Funktionäre einen "Versuchsballon" steigen lassen, sagt Wehsely im "Kurier". "In der SVA sind mittlerweile viele 'Ich-AGs' und Einpersonen-Unternehmen versichert, die sich überlegen: 'Muss ich wirklich zum Arzt? Immerhin soll ich die Kosten vorstrecken", beklagt Wehsely im Gespräch mit der Tageszeitung. Die Situation sei "unwürdig" für eines der reichsten Länder der Welt.

Am Beispiel der SVA wolle die ÖVP testen, wie Versicherte auf diese Situation reagieren und ob man sich so Kosten sparen kann. "Sie will das System umbauen, man kann sagen: zerstören", wettert Wehsely gegen die ÖVP. (red, derStandard.at, 30.5.2010)