London - Der Verkauf des Asien-Geschäfts des US-Versicherungskonzerns AIG an den britischen Rivalen Prudential steht offenbar auf des Messers Schneide. Prudential will laut Medienberichten sein ursprüngliches Übernahmeangebot um 15 Prozent auf etwa 30 Milliarden Dollar kürzen. Anteilseigner der Briten kritisieren, die Transaktion sei viel zu teuer. AIG wiederum ist das neue Angebot zu niedrig. Der teilverstaatlichte, ehemals weltgrößte Versicherer hat es offenbar mit einer Veräußerung der Kronjuwelen nicht eilig.

Die neuen Preisverhandlungen finden zu einem Zeitpunkt statt, zu dem Prudential auch um die Finanzierung des Geschäfts bangen muss. Hauptsächlich soll dieses über eine Mega-Kapitalerhöhung von 21 Milliarden Dollar geschultert werden. Darüber entscheidet die Hauptversammlung am 7. Juni. Ob dabei die erforderliche Dreiviertelmehrheit erzielt wird, scheint derzeit ungewiss.

"Der einzige Weg, dass Prudential ein Ja erhält, ist, dass sie vorher eine Preissenkung erzielen. In der derzeitigen Form bin ich mir fast sicher, dass die Abstimmung scheitert", sagte ein Prudential-Aktionär. Analyst James Chappell von Olivetree Securities geht davon aus, eine Kürzung auf unter 31 Milliarden Dollar erhöhe die Chancen auf eine Zustimmung der Anteilseigner auf mehr als 50 Prozent. Derzeit lägen sie bei 20 Prozent. Die Zeit für eine Einigung mit AIG auf eine Reduzierung des Kaufpreises für das wertvolle Asiengeschäft wird allerdings knapp.

AIG ist der Ansicht, mehrere Zukunftsoptionen für die unter dem Label AIA zusammengefassten Asien-Aktivitäten zu haben. So ist auch ein Börsengang möglich, auch wenn dieser angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten derzeit nicht reizvoll erscheint. Zudem kann der US-Konzern Ausschau nach anderen Käufern halten. Washington denkt daran derzeit noch nicht. "Das Finanzministerium hat noch keine andere Alternative in Erwägung gezogen als den bestehenden Kontrakt", so ein Sprecher. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.5.2010)