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Ein Satellitenbild der NASA zeigt das Ausmaß der Ölpest im Golf von Mexiko

Foto: REUTERS/National Oceanic and Atmospheric Administration

Washington - Die Operation "Top Kill" ist fehlgeschlagen. Für so manchen kam am Wochenende die Nachricht, dass das Stopfen des Öllecks im Golf von Mexiko nicht funktioniert hat, nicht überraschend: "Das war doch klar, dass es nicht klappt", sagte ein Krabbenfischer. BP kündigte an, erneut zu versuchen, mit einer Kuppel das Leck zu schließen. Das werde vier bis sieben Tage in Anspruch nehmen. Ein ähnlicher Anlauf hatte aber vor etwa zwei Wochen nicht funktioniert.

Ingenieure hatten nun versucht, das Bohrloch mit einer Mischung aus Schlamm, Geröll und Zement zu schließen. Nach Aussagen eines Technikers war der Druck des austretenden Öls und Gases aber zu stark. BP-Chef Tony Hayward hatte der Methode anfangs Erfolgsaussichten von bis zu 70 Prozent bescheinigt.

"Es regt einen auf, und es bricht einem das Herz" - mit diesen Worten reagierte Barack Obama auf das Scheitern der Operation. Der US-Präsident kündigte an, er werde den Druck auf den Konzern aufrechterhalten. Bis die beiden Entlastungsbohrlöcher fertig seien, müsse BP alles daran setzen, das Öl anders zu stoppen. Die Regierung räumte ein, dass es bis Ende Juli oder Anfang August dauern könnte, bis die Entlastungsbohrungen erfolgt seien.

Bis dahin dürften nach Schätzungen der Regierung jeden Tag weiterhin bis zu drei Millionen Liter Öl ins Meer strömen. Zum Vergleich: Während des Golfkriegs flossen etwa 1,5 Millionen Tonnen in den Golf.

Probleme bei Bohrleitung

Der britische Konzern BP wusste nach einem New York Times-Bericht weit länger von Schwierigkeiten bei der Bohrinsel "Deepwater Horizon", als letzte Woche im US-Kongress angegeben. Die Probleme betrafen unter anderem den "Blowout Preventer" - ein Ventil, das ein Ausströmen des Öls verhindern sollte. Die Zeitung beruft sich auf interne BP-Papiere.

Erste Hinweise dieser Art seien bereits im Juni 2009 vorgelegen. Ein BP-Ingenieur habe in einem internen Schreiben davor gewarnt, dass das Material, das zur Bohrlochverrohrung verwendet wurde, unter hohem Druck nachgeben könnte.

BPs Börsenwert verringerte sich seit der Explosion der "Deepwater Horizon" um 50 Milliarden Dollar, was etwa einem Viertel des Gesamtwerts entspricht. Der Trend dürfte sich am Dienstag fortsetzen, wenn die Börse in London in eine verkürzte Handelswoche startet. Am Freitag verlor die BP-Aktie fünf Prozent, als sich ein Verzögern beim Stopfen des Öllecks abzeichnete.

Die Bohrinsel im Golf von Mexiko war am 20. April explodiert und löste die schwerste Ölpest in der US-Geschichte aus. Bei dem Unglück starben elf Menschen. (dpa, Reuters, spri/DER STANDARD, Printausgabe, 31. Mai 2010)