Paris - Der Zeitungskrise zum Trotz weckt der Verlag der angesehensten französischen Zeitung "Le Monde" den Appetit finanzstarker Investoren. "Die Gruppe ist saniert", erklärte Generaldirektor David Guiraud der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche". "Mit einem Beitrag neuer Investoren von 60 bis 70 Millionen Euro kann die Gruppe ihre Entwicklung wieder aufnehmen." Bei der Kapitalerhöhung werden die Redakteure erstmals die Kontrolle über das Blatt verlieren. "Le Monde" wurde 1944 nach der Befreiung Frankreichs von Hubert Beuve-Méry gegründet und gehört zu 53 Prozent den Angestellten und Mitarbeitern.

Bisher haben fünf Investoren Interesse gezeigt, über eine Kapitalerhöhung in die Gruppe "La Vie-Le Monde" einzusteigen. Andere sind in Lauerstellung. Der an der Monde beteiligte Medienkonzern Lagardère will an der Kapitalerhöhung nicht teilnehmen. Als Favorit galt bisher die spanische Prisa-Gruppe ("El Pais"), die schon 15,01 Prozent hält. Der Chef des Pariser Nachrichtenmagazins "Le Nouvel Observateur", Claude Perdriel, will 60 Millionen Euro für 60 Prozent der Anteile hinlegen. Der italienische Medienzar Carlo de Benedetti ("L'Espresso") steht bereit und auch die in Osteuropa mit Springer kooperierende Schweizer Ringier-Gruppe prüft ein Engagement.

Dreierbund

Bei der Sitzung des Monde-Aufsichtsrates am Freitag präsentierte sich zudem ein kapitalkräftiger Dreierbund aus dem Kulturinvestor Pierre Bergé, seinem Partner Matthieu Pigass und dem Gründer des Internetanbieters Free, Xavier Niel. Das Trio will laut "Le Figaro" (Samstag) 80 bis 100 Millionen Euro für 50 bis 60 Prozent der Monde- Anteile auf den Tisch legen. Es verspricht die "industrielle, finanzielle und journalistische Unabhängigkeit" der Gruppe und erklärt sich offen für weitere Investitionspartner. Monde-Direktor Eric Fottorino dürften sie auf seinem Platz belassen.

Fottorino fordert, die Redaktion auch weiterhin über die Ernennung des Direktors abstimmen zu lassen. Die Zukunft sieht er rosig. "Das Betriebsergebnis der Gruppe ist wieder leicht positiv", sagte er dem "Journal du Dimanche." "Vor zwei Jahren war "Le Monde" nicht mehr Herr ihres Schicksals. Heute ist "Le Monde" wieder eine Gelegenheit für Investoren." Die Kandidaten müssen bis zum 15. Juni ein festes Angebot vorlegen. 2009 war die Auflage von "Le Monde", der wichtigsten meinungsbildenden Zeitung Frankreichs, um 4,3 Prozent auf knapp 290.000 Exemplare geschrumpft. (APA/dpa)