Tunis - Das Projekt "Europlanet" hat es sich zur Aufgabe gemacht, die in verschiedenen europäischen Ländern betriebene Planetenforschung zu bündeln und gemeinsam unterstützende Arbeit für die "vor Ort" betriebene Planetenforschung zu leisten. Teil davon ist unter anderem die Untersuchung von Orten der Erde, die Analogien zu anderen Planeten und Monden unseres Sonnensystems aufweisen. Diese Analyse hilft dabei, Instrumente für künftige Weltraummissionen zu testen und besser zu verstehen, wie sich geologische Systeme an Orten wie Mars oder Titan gebildet haben und weiterentwickeln.

Für die Marsforschung bietet sich das Salzsee-Becken Chott El Dscherid in Südwest-Tunesien an: Ein Team von Wissenschaftern untersucht derzeit die Region auf ihre Tauglichkeit. "Die Struktur der Oberfläche, die Umweltbedingungen und auch das Salzvorkommen sind mit bestimmten Gebieten des Mars fast ident", berichtet Forschungsleiter Felipe Gomez.

Ähnlichkeiten

Das Chott El Dscherid ist ein 5.000 Quadratkilometer großes Sedimentbecken am Rand der Sahara, das nur äußerst selten Wasser führt. Seine Oberfläche bedeckt eine harte Salzkruste, unter der rote, eisenhältige Wasserquellen fließen. "Charakteristisch ist die hohe Salzkonzentration und die niedrige Wasseraktivität in den Salzen. Das hat eine Mikronische für Bewohnbarkeit und Leben geschaffen. Angesiedelt hat sich hier eine Vielfalt von Bakterien, die Licht synthetisieren oder Salz lieben", so Gomez, der in Madrid das Zentrum für Astrobiologie leitet.

Parallelen zum Mars gibt es zahlreiche. Auf dessen höheren Breitengraden gibt es etwa ebenso eng geschichtete Ablagerungen von Chloriden, zeigen etwa Daten der 2001 gestarteten NASA-Orbiter "Mars Odyssey". Nun erheben die Forscher zunächst Geologie, Mineralogie, Klima und Mikrobiologie des Salzsee-Beckens. Nach der Kartierung des Ortes vor einem halben Jahr macht die Gruppe um Gomez derzeit drei-Meter-Bohrungen, um die Strukturen und Minerale unter der Oberfläche zu erheben und Proben für die mikrobiologische Analyse zu sammeln.

Als wesentlichen Faktor, der die "nicht geahnten Fundobjekte" im Chott El Dscherid erst bilden konnte, bezeichnet Gomez dem Umstand der Salzbedeckung des Ortes. "Dieser Kruste ist es zu verdanken, dass der Untergrund über lange Zeit vor den rauen Bedingungen der Atmosphäre verschont geblieben ist. Was hier erforscht wird, ist relevant für die Einschätzung der möglichen Bewohnbarkeit eines Ortes", berichtet der Forscher.

Weitere "fremde Welten"

Das Chott El Dscherid diente schon der Verfilmung der beiden "Star Wars"-Triologien als Schauplatz. Doch es ist nicht die einzige Mars-ähnliche Landschaft unseres Planeten. Eine zweite ist der Popigai-Krater in Sibirien, eine dritte der extrem Eisen- und Kupfer-haltige Rio Tinto in Südspanien sowie schließlich Gebiete um die marokkanische Forschungsstation Ibn Battuta. Die Inselgruppen Spitzbergen halten Astrobiologen für ein geeignetes Pendant zum Jupitermond Europa. Die meisten Analogien - nämlich neben Europa und Mars auch zum Saturnmond Titan - gibt es bei der Halbinsel Kamtschatka. (pte/red)