Linz - In Österreich wurden im Jahr 2008 insgesamt 361 Nieren transplantiert. Im Vergleich dazu standen 883 Patienten auf einer Warteliste für eine Nierentransplantation, die Wartezeit betrug im Durchschnitt 2,5 bis 3 Jahre. Viel zu lange, wie Experten anlässlich der Lebensbaumpflanzung im Rahmen der Initiative"Transplantation Tree of Life", in Linz kritisieren. Denn die lange Wartezeit auf ein Spenderorgan sei für die Gesundheit problematisch. Die Sterblichkeit unter Dialyse-Patienten sei deutlich höher als jene von Patienten nach einer Nierentransplantation. Außerdem ist eine Dialyse ("Blutwäsche") nicht bei allen Patienten möglich. Eine Nierentransplantation bringt aber einen enormen Gewinn an Lebensqualität mit sich, und aus gesundheitsökonomischer Sicht ist sie der Dialyse weit überlegen.

Lebendspende kann Leben retten

Das Problem, vor dem Menschen stehen, die eine Spenderniere brauchen: Weil die Anzahl toter Organspender rückläufig ist, und gleichzeitig - bedingt durch die demografische Entwicklung - die Zahl nierenkranker Menschen ansteigt, verschärft sich der Organmangel. Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist die Nieren-Lebendspende: Dabei wird einem gesunden Patienten eine Niere entnommen und anschließend einem nierenkranken Patienten implantiert - meistens einem Verwandten oder Lebenspartner. Die Zahl der Nieren-Lebendspenden ist seit einigen Jahren mit rund 60 pro Jahr relativ konstant, der Anteil der Lebensspende am gesamten Nierentransplantations-Volumen beträgt zehn bis 20 Prozent - in Skandinavien sind es mehr als 40 Prozent, in den USA mehr als 50 Prozent.

"Die Entnahme einer Niere ist einfach und für Spender schonend", erklärte Reinhold Függer von der Chirurgischen Abteilung am Krankenhaus der Elisabethinen Linz.  "Wir operieren routinemäßig laparoskopisch per Schlüsselloch-Chirurgie. Die Entnahme einer Niere dauert rund drei Stunden, das Einsetzen dieser Niere beim Empfänger etwa 2,5 Stunden. Beim Spender wird ein etwa sieben Zentimeter langer Schnitt über dem Schambein vorgenommen, die Muskeln werden nur gespreizt, damit sie intakt bleiben und die Niere schonend geborgen werden kann."

Keine langfristigen Folgen bei Gesunden

Das Spenden einer Niere habe für Lebendspender auch langfristig keine negativen Folgen: Sie haben kein erhöhtes Risiko zu Dialysepatienten zu werden, ihr Bluthochdruck-Risiko entspricht jenem von Menschen mit zwei Nieren. Statistisch gesehen leben gesunde Nierenspender länger als die Durchschnitts-Bevölkerung: Es handelt sich bei ihnen um gesunde Menschen, die vor der Spende auf "Herz und Nieren" untersucht wurden.

Zwei wesentliche Argumente sprechen für die Lebendspende, erklärt Függer: "Erstens verkürzt sie den Zeitraum bis zur Transplantation. Das ist entscheidend, denn die Wartezeit mit den regelmäßigen "Blutwäschen" in der Dialyse-Station senkt die Lebenserwartung signifikant." Zweitens haben per Lebendspende entnommene Nieren eine längere Funktionsdauer: "Stammt die Niere von toten Spendern, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass die gespendete Niere zehn Jahre lang funktionstüchtig bleibt, 55 bis 60 Prozent. Bei der Lebendspende ist die Funktionsdauer der Niere um etwa zehn Prozent höher." Das hat mehrere Ursachen: Die Organqualität ist bei einer Lebendspende optimal, der Eingriff kann zeitlich gut abgestimmt werden und findet nicht unter Notfallbedingungen statt, das Transplantat muss nicht zwischengelagert oder transportiert werden. (red)